Intensiv-Tagebücher (2): Trauma Ausstellung ist noch bis Ende November in der Magistrale des Universitätsklinikums Jena zu sehen

18.11.19 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENA, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKommentare deaktiviert für Intensiv-Tagebücher (2): Trauma Ausstellung ist noch bis Ende November in der Magistrale des Universitätsklinikums Jena zu sehen

Acht ehemalige Patienten und ihre Angehörigen wurden nach dem Aufenthalt auf einer der Intensivstationen der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des UKJ ab 2018 von der Psychologin Teresa Deffner und der Fotografin Sibylle Kölmel über ein Jahr lang begleitet. – Foto: Sibylle Kölmel

(UKJ/as) – „Wir wissen, dass das Tagebuchschreiben diese psychischen Belastungen, die nach einer intensivmedizinischen Behandlung auftreten können, reduziert“, so Dr. Teresa Deffner, Psychologin auf der Intensivstation am UKJ. Ärzte und Pflegekräfte am UKJ starteten 2012 ein Forschungsprojekt, das sich den psychischen Belastungen für Angehörige und Mitarbeiter rund um die Entscheidungen am Lebensende von Patienten mit schwerer Sepsis widmete. [LESEN SIE HIER TEIL 1 DES BERICHTS]

Diese einfache Idee der Intensivtagebücher stammt ursprünglich von Pflegekräften aus Skandinavien. „Wenn Schwestern und Pfleger ihre Eindrücke und persönlichen Beschreibungen des Verlaufs eintragen, dann sehe ich das als Teil einer ganzheitlichen Pflege“, sagt Teresa Deffner, die auch immer wieder selbst Beobachtungen in den Büchern ergänzt. Patienten können die Zeit auf einer Intensivstation als bedrohlich erleben. Viele befinden sich in einer Zwischenwelt, sind weder ganz bewusstlos noch ganz wach. Die Geräusche um sie herum vermischen sich zu beängstigenden Szenen. Einige meinen, sie befänden sich im Krieg, andere fühlen sich verfolgt und sogar von ihren Angehörigen bedroht.

„Die Einträge im Tagebuch helfen ihnen später dabei zu differenzieren, was tatsächlich passiert ist und was nicht“, sagt Teresa Deffner. Die Notizen unterstützen sie dabei, die Lücken in der Erinnerung zu füllen und einen Eindruck von der Zeit zu vermitteln, die Patienten als verloren gegangen empfinden. Dennoch warten viele Patienten lange, bis sie ihr Tagebuch erstmals in die Hände nehmen.

„Es braucht eine gewisse emotionale Stabilität, um all das lesen zu können“, so die Psychologin. Auch zwei Jahre nach seinem Sturz ist Friedhelm G. nicht so weit, zurückzuschauen – auch aus Sorge vor Überlegungen wie „was wäre wenn…?“. Dennoch ist er sicher, dass die Zeit kommen werde, zu der er mit größtem Interesse und Dankbarkeit in seinem Tagebuch lesen wird. Erste Studien und Befragungen von Patienten und Angehörigen zeigen deutlich, dass Patienten mit einem Intensivtagebuch später seltener unter den Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden als andere. Auch ihre Lebensqualität war in den Monaten nach der Entlassung höher.

„Die Tagebücher haben einen positiven Effekt, davon bin ich überzeugt“, sagt Teresa Deffner. „Sie vermitteln ihnen die Gewissheit: Da waren Menschen, die auf mich aufgepasst haben, die sich liebevoll um mich gekümmert haben.“





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