Vor einem Jahr ermordet: Prozess wegen des Todes von Ursula P. geht in die Schlussphase

10.01.20 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKommentare deaktiviert für Vor einem Jahr ermordet: Prozess wegen des Todes von Ursula P. geht in die Schlussphase

(Wolfgang Wolf / Anne Maslennikova) – Vor genau einem Jahr fiel die Seniorin Ursula P. aus Winzerla einem Gewaltverbrechen zum Opfer (wir berichteten). Schon kurz nach der Tat wurde ihr 24-jähriger Nachbar Mohammad A. verhaftet. Inzwischen scheint die Beweislage erdrückend.

Am 10. Januar 2019 trafen Tochter und Enkelin, obwohl es anders vereinbart war, die alte Dame nicht in der Wohnung an. Am nächsten Tag erhielten sie einen Anruf, der sie aufhorchen lies. Die Mitarbeiterin einer Bankfilliale im Jenaer Stadtzentrum teilte mit, dass dort ein Überweisungs-Formular eingegangen sei, auf dem stand, dass von einem auf das die Seniorin Zugiff hatte, 7.000 Euro abgebucht werden sollten: Empfänger des Geldes sollte Mohammad A. sein. Die Tochter erkannte, dass die Unterschrift eine Fälschung war. Schon wenig später startete eine Suchaktion der LPI Jena.

Am 12. Januar 2019 wurde dann der Leichnam der Seniorin entdeckt. Fundort war das verschlossene Kellerabteil der Wohnung von Ursula P., wo der Täter sein Opfer in einen Koffer gequetscht in einem Schrank versteckt hatte. Nachdem das Handy von wurde Mohammad A. in Erfurt geortet werden konte, nahmen Polizeikräfte den Tatverdächtigen am 12. Januar 2010 in Erfurt festgenommen. Bis heute bestreitet A. die Tat, jedoch scheint die Indizienlage erdrückend. Im Rahmen der Ermittlungen fanden LKA-Mitarbeiter DNA-Spuren des Tatverdächtigen sowohl am Körper des Opfers, als auch im Inneren des Rollkoffers sowie am Bettzeug, in welches der Leichnam von Ursula P. eingewickelt war. Umgekehrt konnte die Rechtsmedizin Genspuren der Seniorin an der Jacke von Mohammad A. und an dessen Turnschuhen nachweisen.

Polizeieinsatz vor dem Haus Max-Steenbeck-Straße 2 in Winzerla. – Foto © MediaPool Jena

Im Oktober begann vor dem Landgericht Gera der Prozess gegen A. und in diesem hat er sich diese Woche erstmals zum Geschehen geäußert. In der Verhandlung bestritt er am Mittwoch die Tat, berichtete dafür eine krude Geschichte, nach der sich der Vorfall so abgespielt haben soll. Die Mörder von Ursula P. sollen, seiner Darstellung nach, vier Mitglieder einer Bande von Geldeintreibern gewesen sein. P. habe hn am Tattag in seiner Wohnung aufgesucht, um mit ihm über die von ihr geforderte finanzielle Unterstützung zu reden. Bei dem Gespräch habe sie ihm Vorwürfe gemacht, dass er sich schon größere Geldbeträge bei einer anderen Nachbarin geliehen und nicht beglichen habe. In diesem Moment hab es geklingelt und die Mitglieder einer Bande seien hereingekommen. Diese hätten ihn bezichtigt, dass er seine Nachbarin in kriminelle Dinge eingeweiht habe. Nun hätte Ursula P. auch noch die Gesichter der Männer gesehen und das sei ihr Todesurteil gewesen, sagte der Angeklagte.

Er selbst habe Ursula P. nicht helfen können, weil ihn die anderen auf den Boden gedrückt hätten. Außerdem sei er mit einer Waffe bedroht worden. Anschließend hätten die Männer ihn gezwungen, Überweisungsträger auszufüllen und zur Bank zu bringen. Der Plan: Er solle sich Geld von einem Konto der alten Dame überweisen lassen, um damit die Schulden bei den Geldeintreibern zu bezahlen. Zwei der Männer hätten die Leiche in einem Koffer im Keller versteckt, um sie am nächsten Tag abzuholen.

In der Verhandlung fragte ihn der Vorsitzende Richter Uwe Tonndorf, weshalb er diese Aussagen erst zum Ende des Prozesses machte. Dies begründete Mohammad. A. mit der Empfehlung seiner Anwälte. Die erste Strafkammer muss nun bewerten, inwieweit die Angaben des Angeklagten glaubwürdig sind oder nicht. Unklar scheint zumindest, warum er auf dem Weg zur Bank allein mit dem Bus fuhr und nicht die Polizei informierte.





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