Orientforschung in Jena: Neue Publikation präsentiert zwei bedeutende wissenschaftliche Sammlungen der FSU

12.01.20 • JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, START, UNSER JENA, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKommentare deaktiviert für Orientforschung in Jena: Neue Publikation präsentiert zwei bedeutende wissenschaftliche Sammlungen der FSU

Pascal Sébah Kairo, Schiffe in Altkairo, vor 1881, Albuminabzug. – Foto: Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientphotographien

((Ute Schönfelder) – Für die Fachwelt sind die beiden Sammlungen von unschätzbarem Wert, außerhalb akademischer Kreise waren sie jedoch lange Zeit kaum bekannt: Das „Orien­talische Münzkabinett“ und die „Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientphoto­graphien“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

„Für die historische Orientforschung sind diese Samm­lungen mit ihren Beständen aus dem 19. Jahrhundert wertvolle materielle und visuelle Hilfsmittel“, sagt Prof. Dr. Norbert Nebes, Direktor des Instituts für Orientalistik, Indoger­manistik, Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Jenaer Universität, zu dem die Sammlungen gehören. Neben der ebenfalls in diesem Institut angesiedelten Hilprecht-Sammlung – nach dem Vorderasiatischen Museum in Berlin die umfangreichste Sammlung altorientalischer Altertümer in Deutschland – machen sie die Friedrich-Schiller-Universität zu einem der wichtigsten Standorte historischer Orientforschung in Deutschland, so Nebes.

Diese Schätze auch einer breiteren interessierten Öffentlichkeit bekannt zu machen, ist die Idee des jüngst erschienenen Bandes aus der Reihe „Jenaer Beiträge zum Vorderen Orient“. Die von Prof. Nebes herausgegebene Publikation stellt die beiden herausragenden Sammlungen der Friedrich-Schiller-Universität vor. Die Beiträge haben Prof. Dr. Stefan Heidemann (Universität Hamburg) und Dr. Babett Forster (Universität Jena) verfasst.

Heidemann gibt zunächst eine Einführung in die Geschichte des 1840 gegründeten „Orientalischen Münzkabinetts“ und stellt knapp 30 ausgewählte, repräsentative Stücke aus ihrem Bestand vor. Gleich als erste ist die wohl bekannteste Münze der Sammlung gezeigt: ein viereinhalb Gramm schwerer und zwei Zentimeter im Durchmesser großer Golddinar aus dem Jahr 696 n. Chr. (Jahr 77 islamischer Zeitrechnung), den auf der Vorderseite eine stehende Figur – der „stehende Kalif“ – ziert. Der umayyadische Kalif Abd al-Malik hatte im Jahr 692 n. Chr. den Aufstand einer Oppositionsbewegung niedergeschlagen und ließ den „Kalifen“ als Zeichen seiner uneingeschränkten Herrschaft prägen. Das „Orientalische Münzkabinett“ der Universität Jena gehört mit seinem umfangreichen Bestand zu den bedeutendsten Sammlungen orientalischer Münzen im europäischen Raum.

In ihrem Beitrag über die „Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientphotographien“ widmet sich Babett Forster vor allem der Bildsprache der rund 600 großformatigen Originalabzüge. Der Geograph und Geologe Alphons Stübel hatte die Fotografien zwischen 1856 und 1890 auf seinen Reisen durch den Vorderen Orient erworben. Die bislang wissenschaftlich erst wenig genutzten Aufnahmen zeigen Motive aus Ägypten, Palästina, Syrien und der Arabischen Halbinsel. Zu sehen sind berühmte Sehenswürdigkeiten wie die Cheops-Pyramide in Ägypten in mehreren Aufnahmen aus den 1850er und 60er Jahren oder die große Moschee mit der Ka’ba in Mekka (Saudi-Arabien) von 1881. Zusammen mit den Darstellungen aus dem Alltagsleben sind die Fotografien eine einzigartige kulturhistorische Quelle für den Vorderen Orient des 19.Jahrhunderts.





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