„Die Stille am Ende des Liedes“: Elektromusik-Pionier Dieter „Möbi“ Moebius starb gestern im Alter von 71 Jahren
„Mein bester Freund seit 1969 und Kollege bei Kluster, Cluster und Harmonia ist heute morgen gestorben“. Mit diesen Worten beginnt Hans-Joachim Roedelius Facebook-Eintrag von gestern Abend. Damit bestätigte er die seit Montag Mittag kursierenden Gerüchte um den Tod von Dieter Moebius. Auch sein zeitweiliger Bandkollege Michael Rother hat sich inzwischen zu dem Verstorbenen geäußert, der gemeinsam mit Roedelius Mitte der 1970er Jahre auch internationale Künstler wie Brian Eno maßgeblich beeinflusst hatte. Dieter Moebius, ein Jahr vor Ende des 2. Weltkriegs in der Schweiz geboren, starb im Alter von 71 Jahren.
In den 1960er Jahren ging Moebius nach West-Berlin, wo er gemeinsam mit Conrad Schnitzler und Hans-Joachim Roedelius im „Zodiak Free Arts Lab“ musikalisch und klangtechnisch experimentierte. Die drei Freunde gründeten die Band Kluster, veröffentlichten zwei Langspielplatten, bevor Schnitzler die Band verließ und mit Edgar Froese und Klaus Schulze ein erstes Album der Gruppe Tangerine Dream aufnahm. Roedelius und Moebius wechselten daraufhin den Bandnamen in die anglifizierte Version Cluster und brachten in der Folge (oft gemeinsam mit der deutschen Musik-Produzenten-Legende Conny Plank) ein elektro-psychedelisches Album nach dem anderen heraus. Zu den künstlerischen Highlights zählen die Platten „Cluster II“ (1972), „Zuckerzeit“ (1974), „Sowiesoso“ (1976), „Cluster & Eno“ (1977 mit Brian Eno) und „Großes Wasser“ (1979).
Mit Conny Plank („…unser dickster Freund und Helfer…“, so Hans-Joachim Roedelius) sowie Kraftwerk- und Neu!-Musiker Michael Rother waren Roedelius und Moebius auch unter dem Bandprojektnamen „Harmonia“ aktiv und Brian Eno engagierte die beiden neben u.a. Phil Collins, Fred Frith, Andy Fraser, Phil Manzanera und Robert Fripp für sein Solo-Album „Before and after Science“. Stets war es das zurückhaltend-bedachte Piano- und E-Pianospiel von Dieter Möbius und die oft-bizarren „Zwitschersounds“, die seiner Musik ihr charakteristisches Element gaben, aber „wir haben auch viel mit Zufällen gearbeitet“, wie Roedelius die Arbeitsweise des Duos einst auf den Punkt brachte – eine der Eigenschaften, die Ambient-Erfinder Brian Eno („Oblique Strategies“) an dem Duo faszinierte. Später, als Produzent von Musikgruppen wie U2 oder Coldplay, nahm Eno immer wieder in Reminiszenzen Bezug auf die frühen Soundideen von Dieter Moebius.
Hans-Joachim Roedelius verabschiedete Dieter Moebius gestern nach beinahe fünf Jahrzehnten Zusammenarbeit mit den Worten: „Cluster gehört zu den Heroen in der unsichtbaren aber längst existierenden ‚hall of fame‘ all jener Künstler, die sich der Kunst um der Kunst willen verschrieben haben.“ Moebius und er hätten „gemeinsam Türen zu einem unendlich weiten und grenzenlos interessanten Klang-Universum aufgestoßen“. Und er bekannte damit auch, dass es jeder der beiden Freunde für und auf sich alleine gestellt wohl niemals so weit geschafft hätte.
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