Stadt wehrt sich gegen Unterstellungen einer Bürgerintiative i.G. gegen den Bau der Straßenbahn ins Himmelreich (Teil 1)
(JEZT / STADT JENA) – Ende Juni flatterte ein Flugblatt vielen Anwohnern der Naumburger Straße zwischen dem Milchhof und der Straßenbahnendhaltestelle in Zwätzen in die Briefkästen (siehe unten). Der Tenor: „Verkehrsanbindung JA / Verkehrschaos NEIN / Geldverschwendung NEIN“. Das Flugblatt ist derzeit (noch) anonym, setzt sich mit dem Projekt aber durchaus kritisch auseinander.
Hierzu schreibt Michael Margull, Leiter der Verkehrsplanung im Stadtentwicklungszezernat:
„Leider sind eine ganze Reihe von Aussagen des Flyers falsch oder aus dem Zusammenhang gerissen. Aus diesem Grund soll nachfolgend eine kurze Information zu den Themen des Flyers gegeben werden. Im Flyer wird unterstellt keine Alternativen (Bus oder eingleisige Streckenführung) geprüft zu haben und den Straßenbahnbetrieb nachhaltig zu schwächen. Es wird der Eindruck erweckt, alle Anwohner/Nutzer des Straßenzugs Naumburger Straße hätten 3 Jahre lang ohne Umleitungsmöglichkeit unter der Baustelle zu leiden und am Ende käme eine schlechter nutzbare Lösung (dauerhafter Stau) heraus.
Außerdem wird im Flyer in den Raum gestellt, dass es bessere, schneller umsetzbare und finanziell günstigere Alternativen gäbe.
1. Prüfung von Alternativen
Vor dem Bau von Straßenbahnen werden grundsätzlich alle möglichen alternativen Lösungen geprüft. Hier erfolgte dies in einer Variantengegenüberstellung (Bus z.B. Linien 17/15/neue Linie, Zubringerbus, Rufbussysteme u.s.w.) im Rahmen des Nahverkehrsplans. Die Thematik ist außerordentlich komplex und in wenigen Worten nicht zu erklären. Jedoch hat sich die nunmehr verfolgte Variante als die insgesamt günstigste und zukunftsfähigste Lösung erwiesen. Dies wurde vom Stadtrat 2014 per Beschluss bestätigt.
Nach der Grundsatzentscheidung zugunsten der Straßenbahn und gegen andere Varianten (Bus/Zubringer/AST) wurden alle technisch denkbaren Varianten der Straßenbahnführung untersucht (zweigleisig/eingleisig, Straßenmitte, Seitenlage usw.) und miteinander kombiniert.
Auch hier hat sich die aktuell verfolgte Variante allen anderen als überlegen erwiesen. Auch diese Entscheidung wurde vom Stadtrat 2014 bestätigt.
2. Zukünftige Ausdünnung des Straßenbahnbetriebs nach dem Ende der Baumaßnahme
Richtig ist die Aussage des Flyers, dass nach der Beendigung der Baumaßnahmen eine Ausdünnung des Straßenbahnbetrieb ab Haltestelle Naumburger Straße geplant ist (Inhalt Nahverkehrsplan) und dass dies einen gewissen Widerspruch zur Investition darstellt.
Festzustellen ist allerdings, dass diese Ausdünnung auch gegenwärtig schon sinnvoll wäre, weil die Nachfrage ab dieser Haltestelle (Naumburger Straße) schon aktuell die Dichte des Fahrplans kaum rechtfertigt. Allerdings besteht aktuell technisch nicht die Möglichkeit, regulär in diesem Bereich zu wenden. Außerdem gehen Stadt und Nahverkehrsunternehmen davon aus, dass die Einwohnerentwicklung gerade im Einzugsbereich der Straßenbahn (Nord) äußerst dynamisch ist und zukünftig Straßenbahnen wieder im aktuellen Takt fahren könnten. Allerdings kann die hierfür notwendige Infrastruktur praktisch nur in „einem Zuge“ errichtet werden und hat bis zu diesem Zeitpunkt durchaus Leistungsfähigkeitsreserven.“
Die Fortsetzung der Ausführungen von Michael Margull folgt morgen an dieser Stelle bei JEZT (oder man kann sie HIER nachlesen). Die Veröffentlichung der Ausarbeitung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Stadtentwicklungsdezernats.
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