„Vom wahren Wert der Universitäten“: Hochschulen sind weit mehr als Ausbildungsstätten und Forschungseinrichtungen
(JEZT / FSU) – Deutschland hat ein demografisches Problem: Immer mehr Menschen werden immer älter, immer weniger junge Leute kommen in den Arbeitsmarkt. In vielen Bereichen fehlt es bereits jetzt an Fachkräften. Und besonders für strukturschwache Regionen sehen die wirtschaftlichen Prognosen nicht rosig aus. Daher versucht die Politik diesen Entwicklungen mit einer Bildungsoffensive gegenzusteuern und hat dabei u. a. die Hochschulen im Blick. Entsprechend ist in den zurückliegenden Jahren der Anteil der Studienanfänger pro Jahrgang stark angestiegen.
Deutschland hat ein demografisches Problem: Immer mehr Menschen werden immer älter, immer weniger junge Leute kommen in den Arbeitsmarkt. In vielen Bereichen fehlt es bereits jetzt an Fachkräften. Und besonders für strukturschwache Regionen sehen die wirtschaftlichen Prognosen nicht rosig aus. Daher versucht die Politik diesen Entwicklungen mit einer Bildungsoffensive gegenzusteuern und hat dabei u. a. die Hochschulen im Blick. Entsprechend ist in den zurückliegenden Jahren der Anteil der Studienanfänger pro Jahrgang stark angestiegen.
„Heute bemisst sich die Finanzierung der Hochschulen zu einem nicht unerheblichen Teil an der Zahl ihrer Studierenden“, sagt Prof. Dr. Michael Fritsch von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Doch den „Wert“ von Hochschulen allein nach Studierendenzahlen zu beurteilen, könnte sich gerade in demografisch herausgeforderten Regionen fatal auswirken, warnt der Wirtschaftswissenschaftler. Gemeinsam mit seinen Fachkollegen Prof. Dr. Peer Pasternack (Universität Halle-Wittenberg) und Dr. Mirko Titze (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle) hat Fritsch jetzt die Ergebnisse einer Studie mit dem Titel „Schrumpfende Regionen – dynamische Hochschulen“ vorgelegt. Darin zeigen die Forscher, wie die vielfältigen Aktivitäten von Universitäten die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung einer Region fördern können. Die Beiträge in der soeben erschienenen Publikation sind die Ergebnisse eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts.
„Neben ihrem Bildungsauftrag nehmen die Universitäten viele weitere Funktionen in Forschung und Wissenstransfer wahr“, unterstreicht Herausgeber Fritsch. Das mache sie zu einem wichtigen Akteur für die regionale Innovationstätigkeit. Gerade in ländlichen und ostdeutschen Regionen ohne große Unternehmenszentralen sei dies angesichts der alternden und schrumpfenden Bevölkerung und den damit einhergehenden ökonomischen Problemen von hoher Bedeutung.
So wichtig die Ausbildung von Studierenden auch sei – sie mache nur einen Teil der Bedeutung von Hochschulen aus. „Entscheidender sind das Wissen und die Innovationen, die von den Hochschulen ausgehen und die etwa über Forschungskooperationen und Unternehmensgründungen von Hochschulangehörigen kommerzielle Wirkungen für die Region entfalten“, macht Fritsch deutlich, der den Lehrstuhl für Unternehmensentwicklung, Innovation und wirtschaftlichen Wandel der Uni Jena inne hat. Als Beispiel nennt er die Stadt Jena selbst. „Jena ist in Thüringen DAS Innovationszentrum.“ Immer wieder als einer der „Leuchttürme“ in Ostdeutschland bezeichnet, konzentrieren sich hier die Innovationsaktivitäten und Gründungen des Freistaates. „Das Rückgrat dieses Leuchtturms bildet die Jenaer Universität gemeinsam mit anderen öffentlichen Forschungseinrichtungen.“
Doch auch in Thüringen sinkt – demografisch bedingt – die Zahl der Studienanfänger. Daher sei zu befürchten, dass die staatliche Finanzierung der Hochschulen gekürzt werde. Und das hätte fatale Folgen – auch für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, so die Autoren der Studie. Die Politik müsse die Bedeutung der Hochschulen besser begreifen und die drastische Unterfinanzierung der Hochschulen beenden, fordert Innovationsexperte Fritsch. „Rückläufige Studierendenzahlen sollten stattdessen genutzt werden, die seit Jahrzehnten bestehende Überlast der Hochschulen wieder auf ein Normalmaß zurückzufahren.“
Die Autoren empfehlen der Politik ein alternatives Hochschulfinanzierungsmodell mit vier Bereichen: „Eine von der Studienplatzauslastung abhängige Komponente sollte kombiniert werden mit wettbewerblich verteilten Anteilen – zum Beispiel für Spitzenforschung und für die Gestaltung ökonomischer wie auch sozialer Innovationen für die Region.“ Noch sei Zeit umzusteuern. Denn: auch wenn die Zahl der aus Thüringen stammenden Studenten bereits zurückgeht, zeigen die Ökonomen in ihrer Studie anhand der vorliegenden Prognosen, dass die Studierendenzahl insgesamt in Deutschland noch bis mindestens 2025 stabil bleibt. Genug Zeit also, sich auf die Änderungen einzustellen, so die Herausgeber des neuen Bandes.
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