Heute vor 15 Jahren starb Norbert Reif: Ein Grab auf dem Jenaer Ostfriedhof erinnert an den „Vater der Kulturarena“
Norbert Reif war von 1991 bis 2000 Kulturamtsleiter der Stadt Jena und dass sich der Vorplatz am Theaterhaus Jena regelmäßig jedes Jahr im Sommer in eine “Kulturarena” verwandelt, ist ihm zu verdanken. Gemeinsam mit seinem Team residierte Reif damals in der Zwätzengasse 16, musste sein Büro jedoch 1999 räumen, als er seiner Ämter enthoben und von der Stadt Jena entlassen wurde. Höchst umstritten war damals die Begründung der Stadt für ihr Handeln: die unerlaubte Nutzung eines Dienstfahrzeuges und die angebliche Veruntreuung von Stühlen des Theaterhauses. Auch, dass kurz zuvor sein Papierkorb in Flammen aufgegangen war, hatte man dem Pfeifenraucher angekreidet – größere Schäden waren seinerzeit in der Zwätzengasse aber nicht zu beklagen gewesen.
Reif, der sich Ende 1999 bereits im Kampf mit einer heimtückischen Krebserkrankung befand, stellte die Sachverhalte in der Öffentlichkeit völlig anders da, fand Unterstützer und zog gegen die Stadt Jena vors Arbeitsgericht. Dort stellte man seine Ehre wieder her, hob die Kündigung auf, doch konnte sich Norbert Reif hieran nicht mehr erfreuen. Am 9. Oktober 2000 erlag der Erfinder der Jenaer „Kulturarena“ seiner schweren Krankheit.
Ein gutes Jahr zuvor saß er noch im Schillerhof vor dem Radio-Jena-Mikrofon und erzählte mir Anekdoten aus seiner Zeit mit der“Kulturarena“, wobei er durchaus zugab, dass er sich diesen Namen beim Udo Lindenberg Song mit der „Rock’n’Roll Arena in Jena“ abgeschaut hatte. Es ist ein seltenes Tondokument des Mannes, der für Jenas Kultur nach der Wende viel getan hat und dem die Stadt viel zu verdanken hat, denn in Reifs Ägide fiel z.B. auch die Auswahl eines großartigen Theaterhaus-Ensembles der Regisseurin Claudia Bauer mit jungen Talenten, aus denen sich große Namen wie Rainald Grebe und René Marik (beide damals auch im Jenaer Radio mit ihrer Show um Frosch Günther Falkenhorst aktiv) oder Sandra Hüller (2010 Deutschlands Theaterschauspielerin des Jahres) entwickelten.
Heute erinnert ein Grab auf dem Jenaer Ostfriedhof an den ehemaligen Kulturamtsleiter und dort wacht ab und an ein kleine Zinnfigur von Friedrich Schiller über Reif. Und wenn die wieder einmal verschwunden ist, dann freuen sich seine Freunde darüber, denn Norbert Reif hat eben auch heute noch den Menschen in Jena etwas an Kultur abzugeben … selbst wenn das später auf irgendeinem anonymen Schränkchen der Lichtstadt landet.
gez.
Rainer Sauer
Jena, den 09. Oktober 2015
2 Kommentare
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Mir erschließt sich nicht der Grund, warum Sie das hier schreiben. Hat das irgendwas mit Jena zu tun?
Mich hat am Donnerstag Nachmittag der Anruf eines JEZT Lesers erreicht, mit der Aufforderung, mich von den „Machenschaften“ (wie er es nannte) des Managements von Heinz Rudolf Kunze zu distanzieren; dabei bezog er sich auf Berichte und Kommentare in der „L-IZ“. Oder „ob ich mir da selbst etwas vorzuwerfen hätte“, wurde ich gefragt und der Anrufer nahm direkten Bezug auf ein von Jenapolis in einem Artikel über meine Arbeit bei der Stadt Jena ohne meine Genehmigung verlinktes Video aus dem Jahre 2005. (Siehe auch: http://www.jezt.de/wp-content/uploads/2015/10/JENAPOLIS-2015-10-02-Buergerbeiteiligungsdezernat-wird-immer-intransparenter.jpg)
Solche Aussagen sind für mich in der Breite meines gesamten Wirkens ein Dilemma. Und ich sage: Ja, es gibt dieses Video, das ich seinerzeit habe aufzeichnen lassen u.a. für die Veranstaltung „Jena steht auf gegen Rechts“ im Juni 2005, als das von Neonazis organsierte „Fest der Völker“ in Jena stattfinden sollte. Damals stand ich mit meinem literarischen Kurt-Tucholsky-Kabarettprogramm auf der Bühne des Theaterhauses und wirkte an anderen Aktionen mit. Aber ich spiele in dem Video (zudem weniger als eine Minute lang) eine Figur und auch ein Schauspieler, der einen Mörder darstellt, ist im wahren Leben eben kein Mörder. Wenn wir es aber zulassen, dass solche Filmsequenzen in klar diffamierender Ansicht unkommentiert mit ganz anderen Dingen – wie hier meiner beruflichen Arbeit – verbunden werden, dann lassen wir zu, dass absichtlich konstruierte Feindbilder und falsche Wahrheiten ihre Wirkung auf die Menschen entfalten.
Besonders infam empfinde ich es persönlich, dass Jenapolis-Chef Tobias Netzbandt in seinem Artikel das besagte Video mit dem Begriff „Stadtamtsrat Rainer Sauer, Abteilungsleiter Beitragserhebung beim KSJ“ verlinkt. Dies kann ich nur als berechnende Absicht zur persönlichen Diffamierung bezeichnen. Auch dass Jenapolis die Verlinkung inzwischen entfernt hat ändert hieran für mich nichts. Derzeit lasse ich Anwälte prüfen, ob die vorliegenden Umstände ausreichen, um Herrn Netzbandt zur Verantwortung zu ziehen. Das gilt auch für die, mir nach § 11 des Thüringer Pressegesetzes für andere falsche Tatsachenbehauptungen im gleichen Artikel zustehenden, Gegendarstellungen. Bislang verweigert man mir dieses Recht strikt.