EILMELDUNG: Beate Zschäpe bricht ihr Schweigen und will noch in dieser Woche umfassend vor dem Münchner OLG aussagen!
(JEZT / SPIEGEL / JENAREPORTER ULF KAUFMANN) – Die Nachricht ging eben wie ein Lauffeuer durch die Deutsche Presse: Die Hauptangeklagte im Münchner „NSU“-Prozess, Beate Zschäpe, will ab dieser Woche vor dem Münchner Oberlandesgericht ihr Schweigen brechen und umfassend aussagen.
Bei ihrer Festnahme in Jena vor genau vier Jahren hatte Zschäpe den Kriminalbeamten gegenüber erklärt: „Ich habe mich nicht gestellt, um nicht auszusagen.“ Trotzdem schwieg sie – wohl auf Grund einer Vereinbarung mit ihren Anwälten – bei bisher mehr als 240 Verhandlungstagen im Prozess um den „Nationalsozialistischen Untergrund“ ebenso eisern wie konsequent. Aber nur sie könnte, als einzige Überlebende des harten Kerns des „NSU“, dem neben ihr noch Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos angehörten, detailliert Einblick geben in die Gedanken, Ziele und Taten der Terrorgruppe. Nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen will sie an diesem Mittwoch, den 11. November 2015, im Prozess vor dem Oberlandesgericht München „umfassend aussagen“, so das Hamburger Nachrichtenmagazin.
Die Jenaerin Beate Zschäpe wird beschuldigt, unter anderem an zehn Morden, zwei Sprengstoffanschlägen und 15 Raubüberfällen als Mittäterin beteiligt gewesen zu sein. Der mittlerweile 40-Jährigen drohen eine lebenslange Freiheitsstrafe, die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld und möglicherweise Sicherungsverwahrung: mithin wären das um die 25 Jahre Gefängnis. Zschäpe wird vor Gericht wohl nicht selbst sprechen, sondern ihren neuesten Verteidiger, Mathias Grasel, ihre Aussage verlesen lassen. Dass nur ein Tag für ihre Aussage reserviert sei, spricht laut dem Nachrichtenmagazin dafür, dass sie keine Fragen des Gerichts, der Bundesanwaltschaft, der vier Mitangeklagten und der Nebenklagevertreter beantworten werde, so der SPIEGEL.
Zschäpes andere Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm sollen nach Angaben des Nachrichtenmagazins nicht in Zschäpes Aussagepläne eingeweiht gewesen sein, denn diese habe offensichtlich den Termin für ihre Aussage bis zuletzt geheim halten wollen. Den grundsätzlichen Aussagewillen hatte Beate Zschäpe aber bereits Mitte Juni 2015 in einem Brief an den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl bekundet. Der Prozess läuft unter der Leitung Götzels seit Mai 2013 als hauptsächlicher Indizienprozess, der durch Zschäpes umfassende Aussage durchaus noch eine Wendung bekommen könnte. Wenn durch ihre Aussage die besondere Schwere der Schuld verneint werden würde, käme die Hauptangeklagte möglicherweise mit einer lebenslangen Haftstrafe davon.
Voraussetzung dafür sei, so das Nachrichtenmagazin SPIEGEL, dass die Aussage aufrichtig, glaubwürdige und umfassend, vielleicht sogar von Reue getragen, sei. Eines ist aber wohl inzwischen klar: An einen Freispruch glaubt die 40-Jährige wohl inzwischen selbst nicht mehr. Nach neuesten Informationen der BILD-Zeitung soll Beate Zschäpe sich im Rahmen ihrer Aussage sogar zu einzelnen Taten äußern, darunter dem Mord an der Polizistin Michelle Kiesewetter. Außerdem soll sie weitere Personen benennen wollen, die an Taten des „NSU“ mitbeteiligt gewesen seien.
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