„Licht und Schatten der Reformation“: FSU-Professoren veröffentlichen Buch über das Ende der spätmittelalterlichen Welt
(JEZT / FSU) – Die Reformation wirbelte die spätmittelalterliche Welt gehörig durcheinander. Über Jahrhunderte festgefügte Gewissheiten wurden kritisiert, novelliert oder gar über den Haufen geworfen. Europa geriet über Jahrzehnte hinweg in Aufruhr, kriegerische Auseinandersetzungen folgten. Dennoch überwiegt heute eine vorrangig positive Sicht auf jene Ereignisse, die 1517 mit Martin Luther ihren Anfang genommen hatten.
„Natürlich hatte die Reformation auch ihre Schattenseiten“, sagt Prof. Dr. Uwe Schirmer von der Universität Jena. Er hat mit seinem Jenaer Kollegen Prof. Dr. Werner Greiling und dem Leipziger Kirchenhistoriker Prof. Dr. Armin Kohnle ein Buch herausgegeben, in dem ein kritischer Blick auf die Reformation geworfen wird. Schirmer verweist beispielsweise auf die Sozialdisziplinierung, die zwar bereits im Spätmittelalter eingesetzt hatte, jedoch infolge der Reformation und der sich anschließenden Konfessionalisierung deutlich an Schärfe zunahm. „Der erhobene Zeigefinger des Pfarrers sollte in den Gemeinden Sittlichkeit und einen frommen Lebenswandel befördern. Zugleich stiegen die Pfarrer zu moralischen Instanzen und zu Sekundanten der Ortsobrigkeit auf“, sagt Prof. Schirmer. Damit habe die Bevormundung des gemeinen Mannes seinen Lauf genommen, lautet die kritische Bewertung der Herausgeber.
In dem Buch „Negative Implikationen der Reformation?“ haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Disziplinen die einschlägigen Transformationsprozesse der vorreformatorischen Zeit sowie der Reformation umfassend untersucht. Dementsprechend trägt der Sammelband den Untertitel „Gesellschaftliche Transformationsprozesse 1470-1620“. Ausgangspunkt war eine interdisziplinäre Tagung im Sommer 2014 in Eisenach, deren Thema von der 7. Tagung der I. Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland angeregt worden war. Ausgerichtet wurde sie durch das von Greiling und Schirmer geleitete und an der Universität Jena beheimatete Forschungsprojekt „Thüringen im Jahrhundert der Reformation“ sowie vom Institut für Kirchengeschichte der Universität Leipzig.
Hinsichtlich des provozierenden Titels „Negative Implikationen“ betonen die Herausgeber, dass fast alle negativ konnotierten Phänomene der Reformationszeit ebenso im Spätmittelalter nachzuweisen sind – beispielsweise der Antjudaismus, die Stigmatisierung des Müßigganges oder die Bevormundung des gemeinen Mannes. Zwiespältig fällt das Urteil bezüglich des Schulwesens aus. Tiefgreifende Veränderungen erfuhren hingegen der Kunstmarkt oder beispielsweise das Eherecht, das eine genuine Neuschöpfung der Reformation war.
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