Van Goghs Welt war bunt, aber „anders bunt“, als man es heute auf seinen Bildern zu sehen glaubt

21.02.16 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, STARTKeine Kommentare zu Van Goghs Welt war bunt, aber „anders bunt“, als man es heute auf seinen Bildern zu sehen glaubt

"Schlafzimmer in Arles" von Vincent van Gogh: links in den heutigen und rechte in der natürlichen Originalfarben - Fotos © THE ART INSTITUTE OF CHICAGO

(JEZT / AAAS) – Schon vor Jahren hatten Kunstforscher entdeckt, dass chemische Reaktionen aufgrund der UV-Strahlung unserer Sonne die strahlend-bunten Farben des  niederländischen Malers Vincent van Gogh (1853 – 1890) stark verändern können. So stellte man fest, dass sich Van Goghs Lieblingsgelb auf einigen seiner Bilder in ein, den Augen wenig schmeichelndes, Grün oder Braun und Grün verändert hatte. Die Effekte sind dabei ähnlich wie bei den mit dem Lauf der Zeit verblassenden Rottönen auf Plakatwerbung oder Schildern. Das führte bereits in mehreren Museen bereits zur Untersagung von LED-Leisten, da diese bei einigen Bildern chemische Reaktionen beschleunigen können.

Nun berichtete die italienische Kunstwissenschaftlerin Francesca Casadio vom Art Institute in Chicago auf der aktuellen Wissenschaftskonferenz der American Association for the Advancement of Science (AAAS) über Erfahrungen mit Van Goghs berühmten Gemälde seines Schlafzimmers in Arles. Es zeigt wie van Gogh lebte: in einem rustikalen, schlichten Zimmer mit einem Bett, zwei Stühlen und einem Nachttisch. Es gehört zu den bekanntesten Bildern Vincent van Goghs und hiervon gibt es mehrere Varianten, da Van Gogh Bilder immer wieder an Freunde oder seinen Bruder Theo verschenkte, sie zuvor aber noch einmal für sich selbst kopierte.

Sein Schlafzimmer-Bild, das man oben als Version im Art Institute in Chicago sehen kann, ist in drei Versionen bekannt, die allesamt einen eher hellblauen Raum zeigen (siehe oben links).  In seinen zahlreichen Briefen hatte der niederländische Maler sein ZImmer aber stets als lila beschrieben. Ein Widerspruch? – Gemeinsam mit ihrem Team hatte Casadio am Art Institute in Chicago über Jahre mit zahlreichen Methoden das Bild untersucht, sagte die Kunstwissenschaftlerin jetzt. Dabei habe eine Kollegin eine kleine Pigmentprobe der oberen Farbschichten des Bildes entnommen, sie umgedreht und aus Blau würde plötzlich Lila. Sie sei „schreiend vor Aufregung“ aus dem Labor gerannt, berichtete Francesca Casadio.

Wahrscheinlich sei die Lila Farbe auf der Oberfläche aufgrund von Lichteinwirkung über die Jahre verblasst und blauer geworden, so die Wissenschaftlerin bei der AAAS-Konferenz in in Washington. Untersuchungen der beiden anderen Versionen des Ölgemäldes in Museen in Amsterdam und Paris hätten ähnliche Ergebnisse gegeben, berichtete Francesca Casadio. Deshalb stellte man am Computer eine Simulation her, wie das Bild „Schlafzimmer in Arles“ wohl ursprünglich ausgesehen haben muss: Der Holzfußboden brauner, das Bett weniger rot und die Wände strahlen wieder im einstigen Lila (siehe oben rechts).





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