Heute gibt es „Philosophie im öffentlichen Gespräch“ im Romantikerhaus in Jena

09.04.16 • JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu Heute gibt es „Philosophie im öffentlichen Gespräch“ im Romantikerhaus in Jena

JEZT - Shakespeare Henry the Fourth Falstaff - Abbildung © MediaPool Jena

JEZT - Das Logo unserer Aktion jenaHATkultur - Abbildung © JenaKommunikationAm heutigen 09. April 2016 setzt Dr. Mario Ziegler vom Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität im Romantikerhaus die Reihe „Philosophie im öffentlichen Gespräch“ mit einem Lehrstück über das Lachen fort. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr.

John Falstaff – das ist ein Name, der jedem etwas sagt, der das Theater liebt. Wer sich auskennt, darf somit, wird er danach gefragt, erklären: Er ist mir ein Begriff. Er spielt in den Komödien Shakespeares den windigen Schürzenjäger und den komischen Helden, der auf höchst fragwürdige Weise sein Vergnügen sucht und über den man lacht, weil er wieder und wieder sein Ziel verfehlt, obwohl er es einfallsreich und mit großer Leidenschaft verfolgt und in diesem Punkt sehr strebsam ist. Wein, Weib und Gesang – das ist seine Lebensphilosophie. Sie ermöglicht ihm ein leichtsinniges und ein leichtes Leben, weil es ihm nicht einfällt, sich viel Gedanken darüber zu machen, von welcher Art seine Lebensweise ist, aus welchen Gründen er sie gewählt hat und ob er gute Gründe hat, bei ihr zu bleiben.

Das unterscheidet ihn von Hamlet, der mit einem starken Hang zu tiefsinnigen Selbstbetrachtungen geschlagen ist. Mit schlimmen Folgen, weil er sich unablässig vergeblich fragen muss, welchen Wert sein Dasein hat und ob es sich überhaupt lohnt, zu leben und da zu sein. Für ihn selbst natürlich! Mit diesen abgründigen Reflexionen lockt er die modernen Denker und insbesondere alle Romantiker ins Theater, die ihn teilnahmsvoll betrachten, weil sie gleichfalls unablässig um sich selber kreisen. Nicht ganz uneitel, weil sie sicher sind, dass sie damit auf dem Weg zur Selbsterkenntnis befinden, ohne die alle anderen Erkenntnisse nach ihrem Urteil nicht zu haben sind.

Aristoteles hat den Spruch, den die Besucher des delphischen Orakels in Stein gemeißelt vorfanden, natürlich auch gekannt. Aber für ihn war es nicht mehr als ein bedenkenswerter Satz, der ihn nicht daran gehindert hat, sich mit weit geöffneten Augen dem facettenreichen Schauspiel der Naturerscheinungen zuzuwenden und möglichst alles festzuhalten und einzuordnen, was es dabei zu entdecken gibt. Ganz besonders aufmerksam achtet er mit einem vergleichenden Blick darauf, unter welchen Bedingungen und mit welchen Möglichkeiten seine Artgenossen ihr Leben gestalten. Darum hat er ein Faible für die Possen des Aristophanes. Denn er macht die Erfahrung, dass er in vielerlei Hinsicht am besten aus seinen Mitmenschen – und aus sich selbst – klug wird, wenn er sich ins Publikum setzt und nachschaut, wie sich die belustigten Zuschauer während der Aufführung aufführen.

Es ist ein Vergnügen von ganz eigener Art, wenn wir uns nach dem Vorbild des Philosophen erst einmal selbst zusammen mit Gleichinteressierten in die hinteren Ränge des Theaters setzen und auf die Bühne schauen, auf der Falstaff mit seinen Possen auftritt. Das ist es auch dann ein wenn wir uns anstrengen müssen, die Mitgehenden mit unseren eigenen Worten auf das aufmerksam zu machen versuchen, was sich zeigt, wenn wir uns in diesem Spiel die Nachbarn im Holzparkett ein wenig genauer beobachten.





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