Zum 10. Todestag des „NSU“-Mordopfers Halit Yozgat sendet die ARD heute Abend den Film „Nur für den Dienstgebrauch!“
Knapp 275 Tage lang dauert inzwischen schon der Prozess um den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) vor dem Münchner Oberlandesgericht und knapp 4 1/2 Jahre ist es her, dass die beiden Jenaer Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Stregda bei Eisenach starben und kurz darauf Beate Zschäpe, heute die Hauptangeklagte im „NSU“-Prozess, die gemeinsame Wohnung des Trios in Zwickau zur Explosion brachte um durch den nachfolgenden Brandschaden alle Unterlagen über eine rechtsextreme Terrorgruppe auszulöschen. Vergeblich: in den Wochen danach wurde der „Nationalsozialistischer Untergrund“ weltweit bekannt und mit Entsetzen und Abscheu nahm man Kenntnis von den zehn Morden und zwei Bombenanschlägen sowie mehr als einem Dutzend Überfällen auf Sparkassen, Poststellen und Supermärkte. Der letzte „NSU“-Mord an einem Menschen mit Migrationshintergrund traf heute genau vor zehn Jahren den damals 21-jährigen Halit Yozgat, Betreiber eines Internetcafés in Kassel, der durch zwei Kopfschüsse getötet wurde.
Zum Thema drehte die ARD Filmproduktionsgesellschaft Degeto letztes Jahr einen Dreiteiler, wobei sich jeder Teil einem anderen Aspekt der „NSU“-Geschichte widmet. In Teil 1, der letzte Woche unter dem Titel „DIE TÄTER: Heute ist nicht aller Tage“ (nach der Buchvorlage „Heimatschutz“ von Stefan Aust) ausgestrahlt wurde, befasste man sich mit den späteren Terroristen selbst und viele Szenen des Filmes wurden teilweise in Jena an Originalschauplätzen gedreht. Am Montag Abend folgte Teil 2 unter dem Titel „DIE OPFER: Vergesst mich nicht“ (nach dem Buch „Schmerzliche Heimat“ von Semiya Simsek mit Peter Schwarz). Heute Abend beschließt der Film „DIE ERMITTLER: Nur für den Dienstgebrauch“ (nach dem Buch „Alles unter Kontrolle“ von Laila Stieler) die ARD-Reihe um den „Nationalsozialistischen Untergrund“. Dabei geht es dann um die Geschichte der Ermittler: Polizisten zwischen Verfassungsschutz, V-Männern und Staatsinteresse.
Zur Handlung: Paul Winter, Zielfahnder in Thüringen, wird im Januar 1998 gemeinsam mit seinem Vorgesetzten und engsten Vertrauten Walter Ahler zum Leiter des LKA gerufen. Drei Rechtsradikale sind untergetaucht, die Zielfahndung soll sie finden. Was wie ein Routineauftrag beginnt, entwickelt sich zu einem jahrelangen Ringen mit den Institutionen, denn die beiden Polizisten stoßen bei ihrer Suche auf unerwartete Widerstände – durch andere Behörden ebenso wie im eigenen Haus. Bald wird deutlich, wie aktiv der Verfassungsschutz in der rechten Szene agiert, wie er V-Männer installiert und finanziell unterstützt, um die Szene im Auge zu behalten, zugleich aber dabei hilft, Strukturen aufzubauen, die zunehmend außer Kontrolle geraten – mit unabsehbaren Konsequenzen. Über die Jahre wird es einsam um Paul Winter.
Die Mitstreiter an seiner Seite werden nach und nach im System aufgerieben. Auch die Suche nach dem Nazi-Trio wird schließlich erfolglos ad acta gelegt. Bis im November 2011 eine Polizeistreife in einem Wohngebiet in Eisenach nach einem Banküberfall auf ein verdächtiges Campingmobil trifft. Als die Beamten sich dem Fahrzeug nähern, fallen Schüsse, der Wohnwagen geht in Flammen auf. Später werden aus dem ausgebrannten Camper die Leichen der beiden Bankräuber geborgen und mit ihnen ein Arsenal von geladenen Waffen, gefälschte Dokumente und die Beute zahlreicher Überfälle. Die Toten werden identifiziert: Es sind Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, zwei der drei Rechtsradikalen, die die Zielfahnder einst gesucht haben. Erneut wird Paul Winter hinzugezogen, der nun die Dritte im Bunde, die flüchtige Beate Zschäpe finden soll. Winter erkennt, dass dies seine Chance ist, die tatsächlichen Zusammenhänge endlich ans Licht zu bringen. Zusammen mit der Kommissarsanwärterin Charlotte Ahler begibt er sich auf die Suche nach der Wahrheit.
An den Film schließt sich ab 21 Uhr 45 in der ARD noch die Dokumentation „NSU-Komplex“ an, in der Ermittler, V-Männer, Profiler und andere mittelbar oder unmittelbar Beteiligte Einblicke in ihre Arbeit geben; mit dabei ist u.a. auch Katharina König. Am 21.04.2016 folgt dann in Jena ein Vortrag mit Podiumsdiskussion zum Thema „Beate Zschäpe – Der Jahrhundertprozess“, die der FSR Jura der Friedrich-Schiller-Universität gemeinsam mit dem Team des ELSA-Jena e.V. organisiert hat, wobei es um den „NSU“-Prozess mit Beate Zschäpe aus strafprozessualer, medialer und politischer Sicht gehen wird.
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