„FCB gegen FCC“: Heute Abend steigt das Pokalspiel des Jahres für unseren FC Carl Zeiss Jena
Mit vier Siegen aus den ersten vier Partien in der Regionalliga Nordost ist unser FC Carl Zeiss Jena so gut in eine Saison gestartet, wie zuletzt vor 15 Jahren. Damals wie heute blieben wir zudem über 360 Minuten ohne Gegentor.
Eine solche Leistung unseres Teams um Cheftrainer Mark Zimmermann muss belohnt werden. Und es gibt wohl kaum einen größeren Bonus als ein Spiel gegen die beste deutsche Mannschaft und eines der besten Teams der Welt – den FC Bayern München. Kein Club polarisiert in Deutschland wohl so wie die Bayern. „Mia san mia!“ hat schon die kaiserlich-königliche Armee zu Zeiten des Kaisers Franz Joseph getönt und so ihrem Überlegenheitsgefühl Ausdruck verliehen. Heute ziert das Motto nicht nur den Kragen der Trikots der Münchner, sondern ist gleichzeitig Ausdruck ihrer Identität. Eine Identität, die weit über die bayerischen und deutschen Landesgrenzen hinaus die Fans scharenweise in ihren Bann zieht.
Mit mehr als 277.000 Mitgliedern ist der FC Bayern München der größte Sportverein der Welt. Egal wie das Spiel am Freitag ausgeht – die mindestens 90 Minuten werden jedem FCC-Fan auch weit über die aktuelle Saison hinaus in Erinnerung bleiben. Und sollen das auch, wenn es nach FCC-Geschäftsführer Chris Förster geht: „Das Ziel ist, die mit Sicherheit phantastische Stimmung am Freitag zu konservieren und mitzunehmen in den Ligaalltag. Dass ein DFB-Pokalspiel jede Menge Rückenwind für die Liga geben kann, hat die Mannschaft ja in der vergangenen Saison erleben dürfen.“ Ein Spiel unseres FC Carl Zeiss Jena gegen den großen FC Bayern München. Ein Ensemble voller Weltstars: Die vier Weltmeister Manuel Neuer, Philipp Lahm, Thomas Müller und Mats Hummels, dazu David Alaba, Arturo Vidal, Robert Lewandowski und Frank Ribéry. Sie alle werden im Ernst-Abbe-Sportfeld vor 19.000 Zuschauern (Nachwenderekord!) zu Gast sein und unserem FC Carl Zeiss Jena einen Feiertag bescheren. Zweifelsohne: Mit dem FC Bayern hat unser FCC das große Los gezogen.
Es ist nicht einfach, nach Parallelen zwischen beiden Clubs zu suchen. Auf der einen Seite unser FCC. Ein Club mit großer Historie, drei Meistertiteln in der DDR und auf alle Zeit Erster der Ewigen DDR-Oberligatabelle. Auf der anderen Seite der schillerndste Fußballverein in ganz Deutschland, in dessen Trophäenschrank kaum ein Pokal eines nationalen oder internationalen Wettbewerbs fehlt. Die Vorzeichen sind mehr als klar: Die Bayern sind haushoher Favorit – und mehr als dies – und der Viertligist hat unter normalen Umständen nicht den Hauch einer Chance. „Natürlich brauchen wir keinen Hummels oder Müller zu beobachten. Jeder weiß, was die Bayern können. Aber gemacht haben wir es natürlich trotzdem. Wir haben uns auf dieses Spiel vorbereitet wie auf jedes andere auch“, versichert Trainer Mark Zimmermann, dass man sich mit aller Ernsthaftigkeit auf den Gegner vorbereitet – ganz egal wie groß der Abstand zwischen beiden Clubs auch sein mag. Dazu gehört auch, dass die Mannschaft des FCC ein Tageshotel beziehen wird, um auch dem Trubel zu entziehen. In diesen wird man sich dann aber um so deutlicher stürzen. Denn vom Hotel wird die Jenaer Mannschaft mit dem offiziellen Mannschaftsbus zum Stadion fahren, um dort am Haupteingang zu Fuß zur Kabine gelangen ein absolutes Novum, eines das Gänsehaut garantieren dürfte – für Fans wie Mannschaft gleichermaßen.
Durch die in den internationalen Wettbewerben ausgeschütteten Gelder wird der Abstand zwischen den Topteams des Landes und dem Rest von Jahr zu Jahr größer. Und dennoch gab es sie und es wird sie wieder geben. Die Pokalsensationen, die den eigentlichen Reiz des Wettbewerbs ausmachen. Unser FC Carl Zeiss Jena war in der letzten Saison selbst Hauptdarsteller eines solchen Schauspiels, als er dem Hamburger SV in der 1. DFB-Pokalhauptrunde mit 3:2 nach Verlängerung aus dem Wettbewerb kegelte. In die Pokalhistorie der Bayern hat sich ein Ortsname eingebrannt, der auch nach mehr als 20 Jahren noch ein Synonym für eine der größten Überraschungen im DFB-Pokal überhaupt ist: „Vestenbergsgreuth“. Gegen den Turn- und Sportverein aus der fränkischen Provinz unterlagen die Bayern am 14. August 1994 mit Weltstars wie Oliver Kahn, Jorginho, Lothar Matthäus, Mehmet Scholl und Jean-Pierre Papin mit 0:1. Und was hat das mit unserem FCC zu tun? Es gibt zumindest eine Parallele: Das Pokalspiel gegen den TSV Vestenbergsgreuth war das erste Pflichtspiel von Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni (77). „Club di dilettanti elimina Trapattoni“ vermeldete damals die „Gazetta dello Sport“, Italiens größte Sportzeitung auf ihrer Titelseite.
Carlo Ancelotti heißt der neue Trainer des FC Bayern München. Er ist der erste italienische Übungsleiter an der Isar seit – genau Giovanni Trapattoni. Und Ancelottis erstes Pflichtspiel für die Bayern ist ebenfalls eine Partie im DFB-Pokal, das Gastspiel bei unserem FCC. Zwar sind wir keine „dilettanti“ (italienisch für Amateure), doch so wirklich scheint Ancelotti das Pokalspiel nicht auf dem Schirm zu haben. Nach dem 2:0-Erfolg im Supercup bei Borussia Dortmund erklärte er: „Wir haben noch 10 Tage, um uns vorzubereiten für die ersten Spiele“ und richtete seinen Fokus damit voll und ganz auf den Bundesligaauftakt gegen Werder Bremen am Freitag in einer Woche. Doch komplett unterschätzen sollten uns die Bayern nicht. Denn was passieren kann, wenn man ein Spiel beim FC Carl Zeiss Jena auf die leichte Schulter nimmt, erlebte Ancelotti als gerade 21-jähriger Spieler des AS Rom schmerzhaft am eigenen Leib.
Am 1. Oktober 1980 gastierte die Roma nach einem 3:0-Hinspielerfolg – Ancelotti erzielte den zweiten Treffer der Römer – in der 1. Runde des Europacups der Pokalsieger im Ernst-Abbe-Sportfeld. „Vor Selbstherrlichkeit strotzend, gedachten die hochdotierten Roma-Profis ein „süßes Leben“ zu führen. Für 90 Minuten „dolce vita“ schien ihnen der 3:0-Vorsprung das passabelste Ruhebett zu sein“ schrieb die „Neue Fußballwoche“ hinterher. 27:3 Torschüsse, 19:2 Eckbälle und 13:1 Chancen belegen eindrucksvoll, welche Flutwellen über die Azzurri hereinbrachen. 4:0 siegte unser FCC am Ende und konnte erst im Finale in Düsseldorf von Dynamo Tiflis gestoppt werden. Ein historischer Erfolg gegen den AS Rom ebnete den Weg. Ein Erlebnis für Carlo Ancelotti, an das er sich vermutlich auch noch fast 36 Jahre später erinnern wird, wenn er am Freitag erneut das Ernst-Abbe-Sportfeld betritt.
Mit Carlo Ancelotti, der als Spieler mit dem AC Mailand u.a. zweimal den Europapokal der Landesmeister gewann, hat der FC Bayern einen der erfolgreichsten Trainer im Weltfußball verpflichtet: Dreifacher Champions League-Sieger mit dem AC Mailand 2002 und 2006 sowie Real Madrid 2014, Englischer Meister und Pokalsieger mit dem FC Chelsea 2009, Italienischer Pokalsieger mit dem AC Mailand 2002, Italienischer Meister mit dem AC Mailand 2003, Französischer Meister mit Paris Saint-Germain 2013, Spanischer Pokalsieger mit Real Madrid 2014. Die Titelserie des 57-jährigen Norditalieners, der im Regelfall in einem 4-3-3 spielen lässt, hat offenbar auch die Verantwortlichen in München beeindruckt. Denn die drei Jahre unter Pep Guardiola brachten den Münchnern zwar die Meistertitel Nummer 24, 25 und 26 und DFB-Pokalerfolge Nummer 17 und 18. Doch der Gewinn der Champions League blieb aus und soll nun möglichst unter Carlo Ancelotti gelingen. Dieser muss gegen unseren FCC voraussichtlich auf einige verletzte bzw. angeschlagene Spieler verzichten: Jérôme Boateng (Muskelbündelriss), Arjen Robben (Muskelfaserriss im Adduktorenbereich), Holger Badstuber (muskuläre Probleme), Douglas Costa (Oberschenkelverletzung) und Neuzugang Renato Sanches (Oberschenkelverletzung) absolvierten zuletzt individuelle Laufeinheiten im Trainingszentrum an der Säbener Straße und werden im DFB-Pokal voraussichtlich nicht zum Einsatz kommen. Arturo Vidal verletzte sich im Supercup gegen Dortmund am Fuß, soll aber voraussichtlich bereits ab Mittwoch wieder voll am Mannschaftstraining teilnehmen.
Die Partie zwischen unserem FC Carl Zeiss Jena und dem FC Bayern München ist das erste Duell zwischen beiden ersten Mannschaften im Rahmen eines Pflichtspiels. Am 14. Juli 2011 begegneten sich beide Teams zuletzt im Rahmen eines Freundschaftsspiels. David Alaba und der ehemalige Zeiss-Kicker Nils Petersen bescherten der Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes damals im mit 12.641 Zuschauern restlos ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld einen 2:0-Erfolg. Ebenfalls 2:0 aus Sicht der Bayern hieß es in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals am 25. August 1993. Gegen unsere Zweitvertretung mit dem heutigen Trainer Mark Zimmermann als Stürmer erzielten Jan Wouters und Christian Nerlinger die Tore für die von Erick Ribbeck trainierten Münchner. Ausgeglichen ist die Heimbilanz unseres FCC gegen die 2. Mannschaft des FC Bayern München. Bei zwei Unentschieden gab es jeweils einen Erfolg für Rot-Weiß und Blau-Gelb-Weiß. Klar mit 6:0 besiegte unser FCC unter Trainer René van Eck am 9. August 2009 die Zweitvertretung der Bayern von Coach Mehmet Scholl.
Der heutige Mannschaftskapitän René Eckardt brachte Jena hierbei bereits in der Anfangsphase in Front. Orlando Smeekes erhöhte nach einer knappen halben Stunde zum Pausenstand von 2:0. In den zweiten 45 Minuten folgte die Gala des Salvatore Amirante, der in nur 28 Minuten ganze vier weitere Treffer erzielte und damit für eine der höchsten Drittliganiederlagen des FC Bayern München II überhaupt sorgte. Apropos Tore gegen die Bayern: Mit Timmy Thiele weiß auch ein Spieler aus dem aktuellen Kader unseres FCC, wie man gegen den FC Bayern trifft. Der gebürtige Berliner erzielte beim Benefizspiel von Alemannia Aachen mit Trainer René van Eck gegen den FC Bayern München am 20. Januar 2013 mit einem gefühlvollen Lupfer gegen Torhüter Tom Starke das 1:0 – Endstand: 2:5. Mit Linksverteidiger Filip Krstic steht sogar ein gebürtiger Münchner im Kader unseres FCC. Der frischgebackene Familienvater spielte von 1999 bis 2005 in der Jugend der Bayern. Mit Mats Hummels, Thomas Müller, Holger Badstuber und Jérôme Boateng trifft er am Freitag auf ehemalige Teamkollegen. Und mit Shkodran Zeqiri hat man noch einen Mann in den eigenen Reihen, der einst beim FC Bayern das Fußballspielen erlernte und dort bis zur U17 am Ball war.
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