„90 Jahre Planetarium Jena“: Heute geht die große Festwoche zu Ende!
Vor 90 Jahren, im Juli 1926, öffnete das Zeiss-Planetarium in Jena erstmals seine Türen und begeistert seitdem seine Besucher – inzwischen weit mehr als neun Millionen. Und der Erfolg hat einen guten Grund: Seit jeher beschäftigt die Menschen, was die Sterne erzählen. Einst wurden sie als Götter verehrt, später von Seefahrern als immerwährende Himmelskarten genutzt. Bis in die heutige Zeit üben die Sterne, trotz unserer naturwissenschaftlich aufgeklärten Gesellschaft, noch immer eine unerklärliche Faszination auf uns Menschen aus.
Und so dachte man sich beim Unternehmen Carl Zeiss in Jena vor rund 100 Jahren, wenn sich schon viele Menschen von den leuchtenden Himmelskörpern magisch angezogen fühlen, diese aber nur in der Nacht beobachten können (und dazu eher selten kompetente Auskünfte erhalten), wie wäre es, wenn man die Himmelskörper auch tagsüber anschauen könnte, gekoppelt mit den wichtigsten Informationen rund um Sterne und das Sonnensystem? – Die Idee für das erste Planetarium war geboren.
Die Entwicklung des Planetariums basierte jedoch auf einer Idee des Münchners Oskar von Miller, der bereits im Jahre 1912 die Errichtung eines sog. Ptolemäischen Planetariums im Stil eines begehbaren Himmelsglobus mit einer mechanischen Vorrichtung zur Darstellung der Planetenbahnen in seiner Institution vorsah. Zur Realisierung dieser Idee hatte er damals an die Firma Carl Zeiss Jena gewandt, gemeinsam mit den Jenaer Ingenieuren aber schnell erkannt, das sich diese Idee nach seinen Vorgaben als technisch extrem aufwändig und damit faktisch kaum umsetzbar erwies.
Als Miller fast schon resignierte, entwarf Dr. Walther Bauersfeld Anfang 1919 die grundlegende Form für einen Planetariumsprojektor auf der Basis optomechanischer Lichtprojektion, doch es vergingen weitere fünf Jahre, bis das Projektionsgerät akzeptabel funktionierte. Dieses wurde 1924 – also zwölf Jahre nach von Millers ursprünglicher Idee – als das inzwischen berühmte „Modell I“ in München installiert. Ein baugleiches Modell feierte kurz danach in einer provisorischen Kuppel auf dem Dach der Jenaer Zeiss-Werke Premiere und die Jenaerinnen und Jenaer lud man dazu ein, den kostenlosen Versuchsvorführungen des künstlichen Sternhimmels beizuwohnen.
Bis zum Ende des Jahres 1924 besuchten rund 80.000 (!) Menschen diese Vorführungen und die Presse feierte das Zeiss-Planetarium (hiermit war zuerst nur das Provisorium auf dem Dach gemeint) als das „Wunder von Jena“. Aufgrund großer Resonanz und Nachfrage aus anderen Städten und Regionen, begann die Firma Carl Zeiss unverzüglich mit der Entwicklung eines verbesserten Projektors („Modell II“) und eines großen und ständigen Planetariums in Jena inklusive einer exakt kalibrierten Projektionskuppel: dem „echten“ Zeiss-Planetarium in Jena.
In nur fünf Monaten standen Planung und Entwurf und Ende 1924 begann der knapp 20-monatige Bau des heutigen 25-Meter-Planetariums nach den Entwürfen der Architekten Schreiter & Schlag im damaligen Prinzessinnengarten in Jena. Nachdem man 1926 auch nach Leipzig, Düsseldorf und Wuppertal Planetariums-Projektoren ausgeliefert hatte und in den dortigen Städten in der ersten Jahreshälfte Planetarien eröffnet wurden, folgte am 18. Juli 1926 Jena als das weltweit vierte Planetarium. Heute geht in Jena die große Jubiläums-Festwoche zu Ende.
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