Bald schon soll es Soziokultur im alten Jenaer Schlachthof geben, aber die Finanzierung ist noch nicht ganz klar

09.04.17 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, RADIO JENA, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu Bald schon soll es Soziokultur im alten Jenaer Schlachthof geben, aber die Finanzierung ist noch nicht ganz klar

Die Unterstützer der Idee eines Soziokulturellen Zentrums auf dem alten Schlachthofgelände - Foto © Andre Helbig

Gruppenbild der Unterstützer der Idee eines Soziokulturellen Zentrums auf dem alten Schlachthofgelände in Jena. – Foto © André Helbig

JENA hat KULTUR KachelKaum zu glauben, aber eine soziokulturelle Nutzung auf einem großen Teil des Geländes des ehemaligen Jenaer Schlachthofs in der Löbstedter Straße wird mit jeder Woche wahrscheinlicher. Dort wo früher wöchentlich um die 4.000 Schweine und 300 Rinder geschlachtet und zerteilt wurden, soll es Sport und Kunst geben und vielleicht gar Musik gemacht werden.

Nachdem im Jahre 2013 ein Insolvenzverfahren für den Jenaer Schlachthofs  eingeleitet werden musste, da dort über Jahre hinweg gesetzlich geregelte Bestimmungen zu Hygiene und dem Wohl der zu schlachtenden Tiere teils eklatant verletzt worden waren und der Betrieb am Ende geschlossen wurde, kam im September 2016 das Angebot der Stadt Jena an verschiedene Akteure der soziokulturellen Szene unserer Stadt, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände ein Areal zu nutzen. Hintergrund war die teilweise schon Jahre anhaltende Suche von Gruppen und Initiaitiven nach einem Domizil für ihre Arbeit und Pläne.

Schlachthofgelände in Jena im Winter 2017. Foto © MediaPool Jena

Das Gelände der ehemaligen Schlachthofs in Jena im Winter 2017. Foto © MediaPool Jena

Angedacht ist eine Art Stadtteil- und Kulturzentrum mit Werkstätten und einer Probebühne, einer Rollsporthalle und einer Gartenanlage. So könnten verschiedene Kunst-, Theater- und Sportprojekte im Schlachthof eine Heimstatt finden, könnte dort Nachwuch- und Bildungarbeit ebenso von statten gehen wie Angebote z.B. für benachteiligte Kinder und Jugendliche durchgeführt werden – soweit der Plan.

Insolvenzverwalter Rolf Rombach wickelte seinerzeit den Schlachthofbetrieb ab und verkaufte schließlich das gesamte Schlachthofgelände mit einer Gesamtfläche von rund 18.000 Quadratmetern im Jahr 2015 an einen Darmstädter Investor. Dessen Pläne haben sich zwischenzeitlich aber verändert und er braucht nicht mehr das gesamte Areal. Deshalb laufen derzeit Gespräche zwischen ihm und dem städtischen Eigenbetrieb Kommunale Immobilien Jena (KIJ) zum Weiterverkauf einer Teilfläche von etwa 4.030 Quadratmeter an die Stadt Jena.

Mit dabei in einem neuen Soziokulturellen Zentrum wäre auf jeden Fall die „FreieBühne“ Jena, die vor Kurzem auch dazu aufrief, dass sich alle Interessierten auf dem Gelände zu einem spontenan Gruppenbild zusammen finden sollten (siehe Foto oben).  Die freien Theaterleute leisten als Verein Jugendarbeit und stellen Theaterprojekte auf die Beine. Jedoch kann die „Freie Bühne“ nicht alleine in einen später abzuschließenden Erbbaupachtvertrag eintreten, weshalb zwei weitere Jenaer Vereine, und zwar „FreiRaum“ und „Crossroads“, mit ‚ins Boot‘ gestiegen sind, um das geplante Stadtteilzentrum konzeptionell mit Leben zu füllen. Unterstützung fanden sie bei der Kulturberaterin der Jenaer Bürgerstiftung, Claudia Dathe, die hocherstaunt war, in welch kurzer Zeit die drei Vereine ein tragfähiges Konzept entwickelt hätten, wie sie der OTZ sagte. Außerdem verriet sie, dass in den vergangenen Monaten sehr zielorientiert und fast schon professionell am Projekt gearbeitet worden sei und man hätte mit Hilfe von Fachleuten sogar einen Kostenplan aufgestellt.

Hier könnte das Soziokulturelle Zentrum am Schlachthof in Jena entstehen. - Luftbildaufnahme © Kartenwerk der Stadt Jena

Hier könnte das Soziokulturelle Zentrum am Schlachthof in Jena entstehen (= gestrichelte Fläche). – Luftbildaufnahme © Kartenwerk der Stadt Jena

Wie von Seiten der Stadt Jena zu erfahren war, solle im Spätsommer 2017 ein Erbpachtvertrag unterschriftsreif sein, wenn zuvor die Modalitäten für einen Kauf der Fläche geregelt worden sind. Im nicht-öffentlichen Teil der Stadtratssitzung vom Mittwoch wurde eine entsprechende Vorlage zum Erwerb des 4.030 Qm-Areals durch KIJ und eine spätere Verpachtung an Freie Träger besprochen und das Thema schließlich an den Finanzausschuss verwiesen. Dies bedeute aber nicht, dass der Stadtrat die Idee eines soziokulturellen Zentrums ablehne, sagt KIJ-Chef Karl-Hermann Kliewe in der Freitagsausgabe der Osttürnger Zeitung. Er habe das Gefühl, dass die Stadt hinter dem Projekt stehe, es aber auf finanziell sicheren Füßen wissen wolle, so Kliewe in der OTZ – und das hat wohl seine guten Gründe.

Denn das betreffende Gebäude sei eine „derzeit nicht bezugsfähige Ruine“, sagt Matthias Schulze vom Verein „Crossroads“. Es müsse noch viel getan werden, angefangen bei den fehlenden sanitären Anlagen über das Dach, welches erneuert werden müsse, über Strom, Wasser, Heizung, Fenster, Türen bis hin zur Reinigung. „Wir haben mit zwei Bauphasen geplant – eine erste bis zum Jahr 2019, die etwa 130.000 Euro kosten wird und nach deren Abschluss das Gebäude zunächst nutzbar sein könnte. In einer zweiten Bauphase ab 2020 müssten nochmals 675.000 Euro investiert werden“, so Schulze, der bei der Aufzählung tief Luft holen musste, denn insgesamt mehr als 800.000 Euro sind für die drei Vereine fast unüberschaubar hohe Summen.

Doch Claudia Dathe macht den Kulturschaffenden in der Ostthüringer Zeitung Mut. „Wir haben bereits mehrere Finanzierungsmöglichkeiten über verschiedene Förderprogramme sondiert. Staatskanzlei, Kulturstiftung des Bundes und weitere Töpfe – da sind wir schon sehr konkret geworden“, sagte sie. Natürlich sei man in erster Linie aber auf den Rückhalt der Stadt Jena angewiesen.





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