„Kleine Pflanzen, große Chancen“: FSU-Wissenschaftler haben das Potenzial verschiedener Wasserlinsen für die menschliche Ernährung untersucht

17.01.17 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, START, UNSER JENA, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Kleine Pflanzen, große Chancen“: FSU-Wissenschaftler haben das Potenzial verschiedener Wasserlinsen für die menschliche Ernährung untersucht

Prof. Dr. Gerhard Jahreis und PD Dr. Klaus Appenroth von der Universität Jena - Foto © FSU Kasper

Prof. Dr. Gerhard Jahreis (l.) vom Institut für Ernährungswissenschaften und PD Dr. Klaus Appenroth vom Institut für Allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie der Universität Jena. – Foto © FSU Jan-Peter Kasper

JEZT Logo Forschung an der FSU„Wolffia globosa“, eine kleine wurzellose Wasserlinse, die im Volksmund als „Entengrütze“ bekannt ist, hat offenbar das Zeug ganz groß rauszukommen. Wissenschaftler der Universität Jena haben jetzt in Kooperation mit Fachkollegen in Indien und Deutschland das Potenzial verschiedener Wasserlinsen für die menschliche Ernährung untersucht. Die Ergebnisse sind vielversprechend. Veröffentlicht werden sie unter dem Titel „Nutritional value of duckweeds (Lemnaceae) as human food“ in der renommierten Zeitschrift „Food Chemistry“.

„Die Wasserlinsen könnten durchaus als Proteinquelle für die menschliche Ernährung dienen“, sagt Prof. Dr. Gerhard Jahreis von der Universität Jena. Nicht von ungefähr würden Wasserlinsen „grüne Maschinen“ genannt, fügt der Ernährungswissenschaftler hinzu. Jahreis sagt, die Wasserlinsen seien in ihrem Proteingehalt vergleichbar mit Lupine, Raps oder Erbsen. So liege der Proteinertrag bei 30 Prozent der Trockenmasse. Außerdem enthielten die Pflanzenwinzlinge wertvolle omega-3-Fettsäuren, wie Stearidonsäure und alpha-Linolensäure. Mögliche Einsatzgebiete der Wasserlinsen seien die beliebten Smoothies oder Gebäck, das glutenfrei produziert wird.

„Die Wasserlinsen vermehren sich sehr rasch, benötigen aber keine zusätzlichen Anbauflächen“, sagt PD Dr. Klaus Appenroth von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Angesichts schwindender Ackerflächen sei das ein enormer Vorteil gegenüber beispielsweise Soja. Bereits seit Jahrtausenden würden Wasserlinsen in asiatischen Ländern wie Thailand, Kambodscha und Laos auf dem Speiseplan stehen. Appenroth hat als Pflanzenphysiologe beinahe sein gesamtes Forscherleben an der Universität Jena den Pflanzenwinzlingen gewidmet und u. a. eine umfangreiche Sammlung von Lemnaceae (deutsch: Wasserlinsengewächse) angelegt. Er verweist besonders auf die Art Wolffia globosa, die in Asien als Suppe, Gemüsebeilage oder Omelette auf die Tische kommt. In den aktuellen Tests der Forschergruppe schnitt Wolffia globosa am vielversprechendsten ab.

Bislang würde die „Entengrütze“ nicht kultiviert, sondern einfach von Gewässern „geerntet“. Gleichwohl gebe es erste Versuchsanlagen in Israel und den Niederlanden, in denen Wasserlinsen im industriellen Maßstab erzeugt werden. Wolffia globosa sind nur 0,7 bis 1,5 mm groß, von kugliger Gestalt und ohne Wurzeln. Sie vermehren sich vegetativ so rasch, dass die „Entengrütze“ in kurzer Zeit ganze Gewässeroberflächen bedeckt. Für eine Nutzung der Pflanzen in der menschlichen Ernährung spricht zudem, dass Wasserlinsen problemlos Spurenelemente aufnehmen können, die im Wasser gelöst sind. So ließen sich ernährungsbedingte Mangelerscheinungen mit geringem Aufwand ausgleichen.

Weitere potenzielle Einsatzgebiete der Wasserlinsen sind Fischzucht und Gewässerreinigung. Die Winzlinge könnten zudem zur Herstellung von Bio-Ethanol eingesetzt werden.





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