„Fliegende Keime“: FSU-Materialwissenschaftler koordiniert großes Verbundforschungs- und Entwicklungsprojekt zum Umgang mit Erregern im Luftverkehr
Ein Husten hier, ein Schnaufen dort: Wartezimmer in Arztpraxen gehören – nicht nur im Winter – zu den Orten mit einer hohen Keimdichte. Überall, wo Menschen zusammenkommen und einige Zeit gemeinsam verbringen, besteht ein Risiko, sich mit Krankheitserregern anzustecken. Auch Bahnhöfe und Flughäfen gehören zu den Orten, von denen ein Gefährdungspotenzial ausgehen könnte.
Gerade mit den Flughäfen und dem Luftverkehr setzt sich ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt auseinander, das von der Friedrich-Schiller-Universität Jena koordiniert wird. Die Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft wollen innerhalb von drei Jahren „effektive Strategien zur Kontrolle von und im Umgang mit Ausbreitungswegen von Erregern im Luftverkehr“ entwickeln. Das kurz „HyFly“ genannte Projekt wird mit rund 2,6 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Auf Flughäfen und in Flugzeugen treffen nicht nur gesunde auf bereits erkrankte Menschen, auch Erreger aus allen Teilen der Welt sind dort zu finden und werden oftmals durch die Passagiere in andere Länder getragen – das war schon immer so. HyFly will nun aktive Prävention leisten und dazu beitragen, Infektionsketten im Flugverkehr zu verstehen und zu unterbrechen. „Vorbeugung mit den aktuellsten Erkenntnissen aus der Forschung ist das Ziel“, erläutert Prof. Dr. Klaus D. Jandt von der Universität Jena. Der Materialwissenschaftler ist Koordinator des Verbundes und ergänzt: „Dank der Partner aus unterschiedlichen Branchen wird am Ende nicht nur ein Weißbuch vorliegen, um bei Flughäfen infektionsrelevante Punkte aus bau- und prozessplanerischer Sicht zu entschärfen. Sondern es werden auch Musterlösungen für neue Werkstoffe, z. B. mit einer deutlich reduzierten Keimhaftung vorliegen, und diese sollen später auch in den Handel kommen“, erwartet Jandt.
Der Materialwissenschaftler von der Universität Jena und sein Team werden untersuchen, welche Rolle Materialien und Materialoberflächen bei der Verbreitung von Infektionen im Luftverkehr spielen. Neben dem Verständnis für die Zusammenhänge zwischen mikrobieller Kontamination und den Materialeigenschaften ist es das Ziel, Lösungen zur Unterbrechung einer Infektionsverbreitung durch Materialien abzuleiten und umzusetzen. Eine besondere Herausforderung bei den Forschungen liegt darin, dass solche Materialoberflächen üblicherweise besonders häufig und intensiv gereinigt und desinfiziert werden. Diese Maßnahmen verändern auf Dauer aber die Eigenschaften der Materialoberfläche. „In dem Projekt soll untersucht werden, wie sich Veränderungen von Materialoberflächen in Folge von Reinigungsmaßnahmen auf die mikrobielle Besiedlungsneigung auswirken“, sagt Prof. Jandt. Die Jenaer Materialexperten wollen als Alternative zu chemischen Desinfektionsverfahren die Behandlung mit Licht wie UV-Strahlung untersuchen, speziell die Effektivität von UV-LED als alternative Lichtquelle zu Quecksilber-Niederdruckmetalldampflampen.
Bei der Verbreitung von Infektionskrankheiten rund um den Globus sind auch die klimatischen Bedingungen äußerst wichtig. Welche Rolle das regionale Klima an den verschiedenen Flughafenstandorten sowie die globale Erwärmung spielen, untersuchen beispielsweise die am Projekt beteiligten Klimaforscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Bis 2019 will HyFly ein umfassendes Paket an neuen Entwicklungen und Maßnahmen geschnürt haben, um auf Keime, die eine relevante Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen könnten, im Luftverkehr angemessen reagieren zu können.
Die beteiligten Partner sind: Am Projekt HyFly sind folgende Partner beteiligt: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, Technische Universität Braunschweig, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Robert Koch-Institut, Schmuhl Faserverbundtechnik GmbH & Co. KG, Airport Service Gesellschaft mbH, Villeroy & Boch AG.
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