„Einen größeren Unsinn hat man in Jena selten gesehen!“: Winzerlaer Bürger kritisieren die Idee eines weiteren Fußgängerüberwegs
(JEZT / OTZ | 2014-08-22) – FDP-Stadtrat Thomas Nitzsche kennt die Situation in Winzerla an der „Rudolstädter Straße“ auf Höhe der Haltestelle „Damaschkeweg“. Viele Fußgänger, gelegentlich sogar Radfahrer, überqueren die vierspurige Bundesstraße. Das ist latent nicht ungefährlich, aber es ist ebenso in keinster Weise verboten, denn der nächst gelegene Fußgängerübergang ist (zu) weit weg und eine Pflicht, den Fußgängertunnel zu benutzen, die gibt es erstens nicht und man kann es zweitens niemandem verwehren, dass er oder sie Angst hat, einen Tunnel zu benutzen; es gibt sogar eine Angststörung namens Klaustrophobie, die als Krankheit bekannt ist.
Nun hatte die Stadtverwaltung Jena eine Idee, die im Juli diesen Jahres ausführlich im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt wurde und die der FDP-Mann „Chaos mit Ansage“ nennt: eine oberirdische, ampelgesteuerte Fußgängerüberquerung über den vierspurigen Teil der „Rudolstädter Straße“ (siehe Planzeichnung). Deshalb widerspricht der frisch gewählte Ortsteilbürgermeister Friedrich-Wilhelm Gebhardt dem FDP-Mann vehement; er wird in der OTZ mit den Worten „Diesem Beschluss ging eine eineinhalbjährige Diskussion der Bürger in unserer Winzerlaer Planungswerkstatt voraus“ zitiert und Gebhardt stellt in der Lokalzeitung klar, dass der Wunsch nach einem oberirdischen Übergang von den Bürgern selbst formuliert worden sei. Die jetzt in Gang gekommene Diskussion sei für ihn als Ortsteilbürgermeister deshalb unverständlich.
Wir hatten Anfang der Woche einige Winzerlaer an der Haltestelle „Damaschkeweg“ gefragt, was Sie von der Idee halten und das hier sind vier (unrepräsentativ) ausgewählte Antworten:
„Einen größeren Unsinn hat man in Jena selten gesehen“, sagte ein älterer Herr. Eine junge Dame, die gerade ihren Einkauf vom LIDL-Discountmarkt über die Straße getragen hatte (ungefähr 15 Meter vor der Stelle des geplamten Überwegs) sagte, sie fände es gut, wenn es eine Ampel geben würde, fügte auf Nachfrage aber an, sie würde „wenn der Bus kommt“ die Straße trotzdem schräg queren und nicht am geplanten Übergang, denn das spare Zeit.
Eine Dame, die nach eigenen Angaben für einen Pflegedienst in Winzerla arbeitet, sieht das Hauptproblem darin, „dass eine weitere Ampel den Verkehr weiter ausbremst.“ Oft müsse sie schnell noch zu Patienten nach Göschwitz und nutze da die Verbindung „Winzerlaer Straße“ / „Rudolstädter Straße“. Wenn sie als Rechtsabbieger zukünftig ewig warten müsse, bis sie abbiegen könne, dann sei das „Mist“, sagte sie. Schließlich sprach noch ein ältere Dame davon, dass sie es nicht verstehen könne, wieso in so kurzem Abstand „so viele Ampeln“ sein müssten.
Auch Nitzsche hat Verständnis für die Skeptiker der „eine weitere Ampel“-Lösung und fordert bereits jetzt, dass die Ampeltakte für den Autoverkehr vertretbar bleiben müssten, wie er in der Ostthüringer Zeitung berichtete. „Ich habe im Stadtentwicklungsausschuss haarklein vorgerechnet, dass die Schaltung der Ampel nach Variante 3 Optimum für die Kraftfahrer auch für die Fußgänger tolerabel wäre, sogar für Rollator-Nutzer. Hingegen würde die Variante 1, die für die Fußgänger optimiert ist, in Spitzenzeiten für die Kraftfahrer zum Infarkt führen, denn die beiden jetzigen Ampeln an den Kreuzungen ‚Rudolstädter Straße‘ / ‚Lobedaer Straße‘ und ‚Rudolstädter Straße‘ / ‚Winzerlaer Straße‘ schaffen den Verkehr schon heute nicht“, sagte Thomas Nitzsche der Lokalzeitung. Mehrheiten für seine Position habe es jedoch nicht gegeben; der Stadtentwicklungsausschuss beschloss am 24. Juli 2014 den Übergang mit „Optimierung für Fußgänger“.
(Nachtrag: Dr. Thomas Nitzsche ist zwar Mitglied der „JEZT“-Redaktion, hat aber diesen Beitrag nicht persönlich verfasst!)
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