„Kirchentag auf dem Weg (Teil 4)“: Authentische Orte der Reformation zwischen Glauben und Wissen
Eine Frage, zwei Städte, viele Antworten: So lautet die Devise beim derzeit stattfindenden „Kirchentag auf dem Weg“ in Jena und Weimar. „Nun sag, wie hast Du’s mit der Religion?“, heißt es hier, wenn Menschen zusammenkommen, um 500 Jahre Reformation zu feiern. Die beiden thüringischen Städte laden noch bis einschließlich Sonntag Abend ein, der Gretchenfrage aus Goethes Faust nachzuspüren und bieten dazu vielfältige Inspirationsmöglichkeiten.
Weimar ist als Wiege der Klassik bis heute sichtbar durchdrungen vom Wahren, Guten und Schönen. In Konzerten der heimischen Staatskapelle und bei der Aufführung von Goethes „Faust“ im Deutschen Nationaltheater wird dies ebenso zu erleben sein wie in einer reichen Museumslandschaft. Geht der Blick aber hinauf zum Berg über der Stadt, nach Buchenwald, drängen sich angesichts des vergangenen Grauens tiefe Fragen auf. Eine Reihe von Podiumsgesprächen widmet sich deshalb der Suche nach Gott im Leiden, nach dem Wert von Kultur, nach der Zukunft Europas oder nach den (religiösen) Ursprüngen von Gewalt.
Jena, die „Stapelstadt des Wissens“ (Goethe) mit ihren vielen Forschungseinrichtungen, ist bestimmt von der Frage danach, was die Welt im Innersten zusammenhält. Dass Glauben und Denken sich in diesem Drang treffen, wird bei der Feier eines Gottesdienstes im Carl-Zeiss-Planetarium deutlich. Wie es die Wissenschaften mit der Religion haben, thematisiert das Kirchentagsprogramm der Friedrich-Schiller-Universität. Doch ein uneingeschränkter Forscherdrang kann auch rücksichtslos und gefährlich werden. In Diskussionsrunden wird deshalb das Für und Wider von Rüstungsindustrie oder die Zukunft der Energiewirtschaft in den Blick genommen. Auch für gesellschaftspolitische Fragen ist Jena einschlägig.
Die Stadt war in den 1980er Jahren ein Zentrum der DDR-Opposition, deren aktuelle Bedeutung in Konzerten und Lesungen herausgestellt wird. Politischer Widerstand kann aber, auch dafür steht leider der Name Jenas, zum Extremismus werden. Wo dessen Grenzen verlaufen, fragen in einem Podiumsgespräch Gäste aus Kirche, Politik und Wissenschaft.
Irgendwo zwischen künstlerischen Höhenflügen und menschlichen Abgründen, zwischen Glauben und Wissen liegen Antworten auf Gretchens Frage. Diese Suche führt natürlich auch zu authentischen Orten der Reformation. Schließlich ging aus Luthers Weimarer Predigten seine Schrift „Von weltlicher Obrigkeit“ hervor. In Jena diskutierte der Reformator im Gasthof Schwarzer Bär mit Studenten und die Stadtkirche St. Michael beherbergt seine originale Grabplatte.
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