„Kämpfen Sie gegen die Korruption von Freiheit“: Die FSU Jena zeichnete beim Schillertag den Wissenschaftsnachwuchs aus

03.07.17 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENA, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Kämpfen Sie gegen die Korruption von Freiheit“: Die FSU Jena zeichnete beim Schillertag den Wissenschaftsnachwuchs aus

Büste von Friedrich Schiller vor dem alten Universitätsgebäude in Jena. – Foto © MediaPool Jena 2003

Jedes Jahr am letzten Freitag im Juni erinnert die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) mit einem akademischen Festtag an die Antrittsvorlesung ihres Namenspatrons im Jahr 1789. Aus Anlass des diesjährigen „Schillertages“ wurden am 30.06.2017 auch die besten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der vergangenen zwölf Monate ausgezeichnet worden.

Die Physikerin PD Dr. Claudia S. Schnohr hat den diesjährigen Habilitationspreis der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhalten. – Foto © FSU Anne Günther

Der mit 5.000 Euro dotierte Habilitationspreis wurde PD Dr. Claudia S. Schnohr vom Institut für Festkörperphysik überreicht. Die 35-jährige Physikerin und Mutter zweier Kinder freut sich „wirklich sehr über diesen Preis, weil er meine Forschungsarbeiten der letzten Jahre und mein Engagement in der Lehre fächerübergreifend auszeichnet und diese Leistung auch nach außen hin sichtbar macht.“ Schnohr hat in ihrer ausgezeichneten Habilitation Materialien untersucht, die in hocheffizienten Dünnschichtsolarzellen, Leuchtdioden und Sensoren eingesetzt werden. Dabei hat sie zusammen mit ihrer Gruppe die Materialstruktur auf atomarer Ebene erforscht und Zusammenhänge zu den Materialeigenschaften gefunden. Durch dieses grundlegende Verständnis lässt sich langfristig die Effizienz dieser Bauelemente, z. B. der Wirkungsgrad von Solarzellen, steigern. Der Habilitationspreis wird von der Universität und ihrer Freundesgesellschaft finanziert.

Die mit jeweils 750 Euro dotierten Dissertationspreise werden ebenfalls von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der FSU gestiftet. Ausgezeichnet worden sind Dr. Martin Gröger (Theologische Fakultät), Dr. Amina Hallmann (Rechtswissenschaftliche Fakultät), Dr. Tina Haußen (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät), Dr. Pauline Weiß (Philosophische Fakultät), Dr. Stefanie Hechler (Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften), Dr. Therese Mieth (Fakultät für Mathematik und Informatik), Dr. Tom Dietrich (Physikalisch-Astronomische Fakultät), Dr. Stefan Zechel (Chemisch-Geowissenschaftliche Fakultät), Dr. Katharina Wagner (Biologisch-Pharmazeutische Fakultät) und Dr. Theresa Antje Heinrich (Medizinische Fakultät).

Der ebenfalls mit 750 Euro dotierte Dissertationsförderpreis des Alumni Jenenses e. V. ging an Dr. Jan Goldenstein für seine ausgezeichnete Arbeit zum Thema „Institutions, Cognition, and Language: The Cultural Meaning of Corporate Responsibility between Global Homogeneity and Local Variation“.

Zuvor haben im Rahmen des Schillertages auch die aktuellen Doktorinnen und Doktoren, die im vergangenen Jahr erfolgreich promoviert wurden, ihre Urkunden erhalten. Durch diesen Langstreckenlauf zur Promotion, so Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal in seiner Eröffnungsrede, haben die Doctores den Weg zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten, zum „Selberlesen“, erreicht. Die Promotion „attestiert Ihnen weit mehr als Fachkenntnisse in einem speziellen Gebiet. Sie haben gelernt, Fragen zu stellen und diese Fragen mit wissenschaftlichen Methoden voranzutreiben. Sie haben Urteilsvermögen erworben und die Fähigkeit, Ergebnisse nachvollziehbar festzuhalten. Sie sind Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft und dürfen Jüngere anleiten. Wohin Sie Ihr Weg nun führt, ob weiter hinein in die Welt der Wissenschaft oder in die Wirtschaft, in den öffentlichen Sektor oder in ganz andere Bereiche – kämpfen Sie für das Selberlesen, gegen Autoritätsgehabe und gegen die Korruption von Freiheit“, so Prof. Rosenthal.

Dies leitete sehr passend zum Festvortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Thomas Kaufmann über. Der Kirchenhistoriker von der Universität Göttingen sprach über „Die Reformation und Europa“. Er zeigte dabei auf, dass der Weg zu einem befriedeten Neben- und einem toleranten Miteinander der Konfessionen im nachreformatorischen Latein-Europa lang war. Erst im 17. Jahrhundert fingen einzelne Territorialstaaten in Deutschland an, Migranten fremder Konfessionen aufzunehmen; auch Täufern, die als fleißige Handwerker galten, gewährte man immer häufiger Schutz. Die Erfahrungen zeigten, so Kaufmann, dass ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Konfessionen, also multikonfessionelle Gesellschaften, im Rahmen klarer rechtlicher Regeln funktionierte – nicht nur im Jahr des 500. Reformationsjubiläums eine gute, hoffnungsvolle Botschaft.





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