FDP-Vize Wolfgang Kubicki über alte Vorurteile gegen seine Partei und mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl

26.07.17 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, STARTKeine Kommentare zu FDP-Vize Wolfgang Kubicki über alte Vorurteile gegen seine Partei und mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl


Severin Weiland führte für das Nachrichtenmagzin SPIEGEL.Online ein Interview mit FDP-Vize Wolfgang Kubicki, aus dem man nachfolgend Auszüge lesen kann und dass man in voller Länge HIER findet:

SPIEGEL ONLINE: Herr Kubicki, haben Sie schon eine Wohnung in Berlin?

Kubicki: Noch nicht. Aber ich werde bald Freunde und Mandanten bitten, mir bei der Suche nach einer Zwei- bis Drei-Zimmerwohnung behilflich zu sein. Am liebsten wäre mir Berlin-Mitte.

SO: Die FDP ist also ab dem 24. September im Bundestag?

Kubicki: Es kann immer was passieren – große Katastrophen, ein Anschlag – was Auswirkungen auf den Wahlkampf haben kann. Aber so wie die Dinge liegen, wird die FDP in den Bundestag kommen. Die Losung von Christian Lindner und von mir ist: Wir wollen drittstärkste Kraft werden, vor den Grünen und den Linken.

SO: Sie haben ein großes Ego, Lindner nicht weniger. Wird das auch weiter gut gehen mit dem Vorsitzenden und dem Vize?

Kubicki: Sicher. Haben Sie je ein schlechtes Wort von ihm über mich oder von mir über ihn gehört? Ich finde, Christian Lindner ist ein Glücksfall für die FDP. Wir haben eine gute Arbeitsteilung gefunden.

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SO: Soll die FDP eigentlich in die Regierung gehen?

Kubicki: Wir sollten es mit einkalkulieren. Wir sind keine Protestpartei, die FDP ist eine Gestaltungspartei. Die FDP muss den Anspruch haben, Regierungsverantwortung zu übernehmen.

SO: Um jeden Preis?

Kubicki: Natürlich nicht. Aber wenn die Bedingungen stimmen, sollte die FDP in eine Regierung eintreten. Das erwarten auch unsere Wählerinnen und Wähler. Wir haben nicht – wie Linke und AfD – eine Distanz zum Gemeinwesen in der Bundesrepublik. Wir tragen dieses Land mit und wollen es voranbringen – mit einer besseren Bildungspolitik, mit einer Mittelstands- und Wirtschaftspolitik, die auch die digitalen Herausforderungen in den Blick nimmt, die fast jede Branche in den kommenden Jahren betrifft.

SO: Sie pflegen ein gutes Verhältnis zu Schleswig-Holsteins Grünen-Umweltminister Robert Habeck. Wie wichtig war das für die Jamaika-Gespräche in Kiel?

Kubicki: Sehr wichtig. Das Wichtigste ist: Sie brauchen ein Grundvertrauen. Sonst können Sie es vergessen. Sie müssen in Koalitionsgesprächen Vorurteile abbauen – das fängt bei Begrifflichkeiten an.

SPIEGEL ONLINE: Können Sie sich ein solches Vertrauensverhältnis wie mit Habeck auch in Berlin vorstellen, etwa mit Claudia Roth?

Kubicki: Mit Claudia Roth schon, wir schätzen uns sehr.

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SO: Das überrascht mich.

Kubicki: Claudia Roth hat mir erzählt, dass sie Jungdemokratin* gewesen ist und wir beide uns 1972 bei der Bundesdelegiertenkonferenz in Leverkusen gesehen haben. Ich konnte mich nicht daran erinnern. Wie dem auch sei – Claudia Roth ist eine sehr herzliche Person. Da würde es bestimmt gehen.

SO: Wie finden Sie Frau Merkel?

Kubicki: Sehr humorvolle Frau, nahezu britisch.

SO: Warum sollte Merkel angesichts der schlechten Erfahrungen mit der FDP sich nochmals auf Schwarz-Gelb einlassen?

Kubicki: Merkel würde wahrscheinlich lieber Schwarz-Grün machen.

SO: Warum das?

Kubicki: Erstens wegen der schlechten Erfahrung mit der alten FDP und der mangelnden Erfahrung mit der neuen FDP. Zweitens, weil sie die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat im Auge behalten muss mit zwei schwarz-grünen und grün-schwarzen Ländern. Und drittens, weil einige in der CDU glauben, mit den Grünen den Umwandlungsprozess der eigenen Partei vorantreiben zu können.

Hinweis: Veröffentlicht am 27.07.2017 bei SPIEGEL.Online und hier auszugsweise wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung der SPIEGELnet GmbH.


* = Dies war die damalige Nachwuchsorganisation der FDP





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