„Berliner Paketbote von SEK-Beamten festgenommen“: Mord an Weimarer Schülerin konnte nach mehr als 26 Jahren aufgeklärt werden
Jahrzehnte lang fragten sich die Nachbarn von Familie Drews in Weimar, ob es einer von ihnen gewesen sein könnte, der Ende August 1991 für den brutalen Mord an der damals zehnjährigen Schülerin Stephanie verantwortlich war.
Das Mädchen war am 24. Augist 1991 aus dem Goethepark der Stadt verschwunden, wo es mit seinen Geschwistern und einer Freundin gespielt hatte. Ein Mann hatte nach Aussagen der anderen Kinder Stephanie angesprochen und von den anderen weggeführt. Die Suche nach dem vermissten Kind endete am 26. August 1991 mit dem Auffinden der zerschmetterten Leiche, Dutzende Kilometer entfernt unter der Teufelstalbrücke an der A 4 nahe dem Hermsdorfer Kreuz. Von dort aus hatte der Mörder das Kind über 50 Meter in die Tiefe geworfen. Die Ermittlungen führten damals jedoch nicht zu einem Tatverdächtigen.
Nun gab es einen spektakulären Ermittlungserfolg: SEK-Beamte aus Berlin und Thüringen stürmten gemeinsam am Sonntagmorgen (04.03.2018) kurz nach 8.00 Uhr eine Wohnung in der Holzhauser Straße in Berlin-Reinickendorf und nahmen dort einen 65-jährigen Berliner fest, gegen den am Montagnachmittag vor dem Amtsgericht Gera Haftbefehl erlassen wurde. Der der Tat dringend Verdächtig habe ein Teilgeständnis abgelegt und ist den Angaben nach ein Lkw-Fahrer, der als Paketdienstzusteller arbeitete. Zuletzt war nach eben einem solchen Mann gesucht worden, der 1991 auf der Teufelstalbrücke bemerkt worden war. An der Fahndung nach dem Beschuldigten war nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch eine Spezialeinheit des Landeskriminalamts Thüringen beteiligt, die den Mann rund anderthalb Wochen lang observiert habe. Der 65-Jährige konnte zuvor aufgrund inzwischen besserer Untersuchungsmethoden, etwa bei der DNA-Analyse, identifiziert werden, so der Leitende Staatsanwalt. Der Beschuldigte habe die SEK-Beamten beim Zugriff mit einer Eisenstange attackiert, hieß es bei der Pressekonferenz.
Der jetzt in Haft gebrachte Berliner sei geschieden und lebte allein. Verbindungen zur Familie des getöteten Mädchens hätten den bisherigen Ermittlungsergebnissen zufolge nicht bestanden. Der 65-jährige sei allerdings vorbestraft wegen sexuellen Kindesmissbrauchs und 1996 vom Landgericht Gera zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden, so die Staatsanwaltschaft. Weiter teilte sie mit, man gehe davon aus, dass er die Schülerin damals ermordet habe, „um eine andere Straftat zu vertuschen“m wahrscheinlich einen sexuellem Mißbrauch.
. Der Mordfall Stephanie Drews ist einer von drei ungeklärten Kindermorden in Jena und der Region, mit denen sich seit November 2016 eine spezielle Soko „Altfälle“ beschäftigt; bereits im Herbst vergangenen Jahres war in dieser Sache die Rede von einer heißen Spur. Die beiden anderen Fälle betreffen den damals neun Jahre alten Jenaer Schüler Bernd Beckmann, der am 6. Juli 1993 ermordet worden war (wir berichteten) sowie die seinerzeit zehnjährige Schülerin Ramona Kraus (Foto), von der sich am 15. August 1996 in Jena-Ammerbach die Spur verlor, deren sterbliche Überreste aber rund fünf Monate später in der Nähe von Großburschla im Wartburgkreis aufgefunden wurden. Der jetzt Festgenommene sei im Raum Weimar aufgewachsen und kurz vor der Wende nach Berlin verzogen, wie Soko-Leiter Andreas Gerstberger bekannt gab. Einzelheiten zum Tathergang wollte er nicht nennen. Ob der Mann auch für die zwei weiteren ungeklärten Morde in Frage komme, stehe noch nicht fest, so Gerstberger.
Im aktuellen Fall hatte sich, Angaben des Staatsanwaltschaft Gera zufolge, nach Zeugenaufrufen in der MDR-Fernsehsendung „Kripo live“ vom Juni 2017 ein Mann gemeldet, der seinerzeit als Pannenhelfer auf der A 4 gearbeitet habe und der Polizei berichtet, ihm sei in einer Nacht zur betreffenden Zeit auf der Teufelstalbrücke eine männliche Person neben einem Kleintransporter aufgefallen, die etwas von der Brücke geworfen habe. Da der Zeuge mit einem späteren Panneneinsatz gerechnete habe, hatte er sich das Kennzeichen des Transporters damals teilweise gemerkt und aufgeschreiben: ein altes DDR-Nummernschild aus dem Bezirk Dresden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sei dies „ein bisher einmaliges Puzzle-Stück“ gewesen, das letzlich mit zur Festnahme des Täters in Berlin geführt habe.
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