Beziehungsverbrechen: Informationen über den Stand der Erkenntnisse zum Tod von vier Menschen in Winzerla
(red) – Es ist ein unfassbares Verbrechen, das ganz Jena erschüttert: Am Montagnachmittag öffneten Feuerwehr und Polizei die Tür einer 3-Raum-Wohnung im 5. Stock des Mehrfamilienhauses Ernst-Zielinski-Straße 1 im Stadtteil Winzerla. Der Grund war, dass es gleich zwei Vermisstenmeldungen bezüglich der Bewohner dieser Wohnung gab. In der Wohnung an der Meldeadresse eines 38-jährigen Mannes lebten auch dessen 25-jährige Ehefrau und der Ende Oktober geborene Säugling des Paares.
Zeitungsberichten und Zeugenaussagen zufolge, sei es erst nach 15 bis 20 Minuten gelungen, die Sicherheitstür der Wohnung zu öffnen. Dort fanden Polizeibeamte leblose Personen vor, weshalb sofort Notärzte die Wohnung betraten. Diese konnten jedoch nur noch den Tod von vier Personen feststellen. Bei den Toten handele es nach Angaben der Staatsanwaltschaft Gera um den 38-jährigen Stefan S., dessen Ehefrau Anika, eine weitere männliche Person (vermutlich ein Bekannter der Verstorbenen), sowie den vier Wochen zuvor geborenen Sohn des Ehepaars.
Bei der Ehefrau und dem Bekannten lag „zweifelsfrei ein Tötungsverbrechen“ vor, wie die Staatsanwaltschaft berichtete, Tatwaffe soll ein Messer gewesen sein. Mit den Worten „Es war sehr blutig in der Wohnung“, kommentierte ein Staatsanwalt die drastische Auffindesituation. Weitergehende Angaben zum möglichen Ablauf der Tötungen machte die Staatsanwaltschaft nicht, bestätigte jedoch, dass in der Wohnung ein Behälter mit Holzkohle entdeckt und sichergestellt worden sei.
Nach Angaben von Bekannten der jungen Frau habe der 38-Jährige zuletzt von seiner Frau getrennt gelebt und beim Verlassen der ehelichen Wohnung den Wohnungsschlüssel abgegeben. Ob er einen weiteren Schlüssel zu der Wohnung in der Ernst-Zielinski-Straße besaß, muss noch geklärt werden. Neben der Wohnung, in der die Leichen aufgefunden wurden, sicherten Beamte der Polizei Spuren auch in einer Wohnung in der Schomerusstraße in Winzerla; dort soll der 38-Jährige zuletzt gelebt haben.
Wie Nachbarn gegenüber Radio Jena berichtet haben, seien Anika S. und ihr Bekannter am Samstag mit einem Pkw zum Einkaufen gefahren und danach wieder in die Wohnung im 5. Stock des Mehrfamilienhauses zurückgekehrt. Demnach ist es vorstellbar, dass der Täter zwischen Samstagabend und Sonntagmorgen in die eheliche Wohnung eingedrungen ist. Nach Angaben einer Polizeisprecherin sei von Zeugen auch ein Streit gemeldet worden, doch in wieweit diese Wahrnehmung mit der Tat im Zusammenhang stehe, sei noch ungeklärt, wie es hieß.
Es muss davon ausgegangen werden, dass sich der Täter nach der tödlichen Gewalteinwirkung gegen die Ehefrau und deren Bekannten schließlich selbst umgebracht hat und zwar durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung, die er durch Entzündung der Holzkohle in der Wohnung bei gleichzeitig verschlossenen Fenstern und abgestelltem Rauchmelder selbst verursachte. Dadurch sei möglicherweise auch der heute vor einem Monat geborene Sohn zu Tode gekommen.
Für die Einsatzkräfte der Polizei sei es vor Ort eine schwierige Situation gewesen, berichtete ein Polizeisprecher. Im Haus Ernst-Zielinski-Straße 1 seien Seelsorger zum Einsatz gekommen, die sich auch um die direkten Nachbarn der Familie kümmern mussten. Alle Beteiligten sind Deutsche. Wie zu erfahren war, stamme die Frau aus Nord-Thüringen und war bei der Bundeswehr in Erfurt zuletzt im Bürodienst beschäftigt gewesen.
Die genauen Umstände, die zum Tode der vier Menschen führten, müssten aber noch weiter und ausführlicher geklärt werden, als dies in der Kürze der Zeit bisher möglich war, so Staatsanwaltschaft und Polizei. Unter anderem geht es um den Zeitunterschied zwischen dem Tod der Ehefrau und des Bekannten sowie des Täters und seines Sohns.
Hinweis: Wir berichten in der Regel nicht über Selbsttötungen und thematisieren sie nicht, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer: Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst depressiv sind, Selbstmord-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de).
Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge (www. telefonseelsorge.de). Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 erreichbar. Dort erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich hier auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
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