„Ich versuchte mit Alkohol meine Gedanken abzutöten“: Vor dem Amtsgericht Jena läuft der Prozess wegen der Hausexplosion im „Himmelreich“
(LN / BECK | 2014-06-23) – Derzeit geht es vor dem Amtsgericht Jena um jene Explosion eines Einfamilienhauses im Wohngebiet „Himmelreich“ am 09.12.2012, die – laut Anklageschrift – ein damals 44-jährige Jenaer vorsätzlich „durch Manipulationen an der Gasleitung“ herbeigeführt haben soll.
Neben der Totalzerstörung des eigenen Hauses wurden damals auch fünf umliegende Häuser zum Teil schwer beschädigt. Der jetzt angeklagte Mann selbst wurde verschüttet und trug schwerste Verletzungen davon, musste einige Zeit lang ins künstlichen Koma versetzt werden. Wie sein Rechtsanwalt Steffen Böttcher nun vor Gericht erklärte, könne sich sein Mandant an nichts mehr erinnern, was mit der Explosion selbst zu tun habe; seine Erinnerung setze erst wieder ein, als er bereits verschüttet war.
Staatsanwalt Frank Schneegaß zeichnete bei der Verlesung der Anklageschrift dagegen folgendes Bild: Der Angeklagte habe sich zur Tatzeit in einer schweren Lebenskrise befunden, sagte er. Das Haus im „Anton-Bruckner-Weg“ habe er zusammen mit einer Lebensgefährtin gebaut, die aber aus dem Haus wieder ausgezogen sei, als der Angeklagte seine spätere Lebensgefährtin kennenlernte, die anschließend gemeinsam mit ihrer Tochter in das Haus im „Himmelreich“ einzog.
Am Tattag habe ihm aber die neue Lebensgefährtin mitgeteilt, dass sie sich wieder von ihm trennen werde und mitsamt der Tochter zum alten Lebenspartner zurückkehren wolle – dann habe sie ihn und das Haus verlassen. Dies bestätigte auch Rechtsanwalt Böttcher und fügte an, hinzugekommen seien bestehende finanzielle Probleme seines Mandanten wegen eines Autokaufs, noch zu entrichtender Notarkosten und einer nicht bezahlten Rechnung des Finanzamtes. Auch der Angeklagte meldete sich vor dem Amtsgericht zu Wort und berichtete von Schmerzen wegen eines Bandscheibenvorfalls sowie von einem Alkoholproblem mit Wein, den er regelmäßig genossen habe.
„Ich versuchte an dem Tag mit Alkohol meine Gedanken abzutöten“, sagte der heute 45-jährige und bislang nicht vorbestrafte Abteilungsleiter eines Jenaer Technologiekonzerns dem Amtsrichter. Was nach der Einnahme seiner Tabletten und dem Alkoholgenuss geschah, daran habe er keinerlei Erinnerung mehr, fügte er an. Die Staatsanwaltschaft ist sich dagegen sicher, dass der Mann am Abend des 09.12.2012 mehrere Schrauben an der Gashauptleitung gelöst und dann mit einem Hammer das Gasversorgungsrohr aus seiner Verankerung geschlagen haben; austretendes Gas sei anschließend entweder durch direktes Zutun des Angeklagten oder einen Zündfunken der Gasanlage zur Explosion gelangt.
Ende Juni 2014 wird der Prozess fortgesetzt; dann werden u.a. ein Gutachter sowie die damalige Lebensgefährtin des Angeklagten aus Zeugen gehört.
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Tragische Geschichte, möge es zu einem gerechten Urteil kommen