85 Jahre Zahntechnik in Jena-Ost: Familienbetrieb Breest feierte gestern ein außergewöhnliches Jubiläum mit vielen Gästen
(red) – Vor 85 Jahren verschlug es Zahntechniker-Meister Hans-Joachim Breest aus Mecklenburg nach Jena, denn in unserer Stadt kannte er einen Zahnarzt, der ihm versicherte, dass es in Jena auf jeden Fall genug zu tun gäbe für ihn. Darauf gründete Breest in der Nollendorfer Straße eine zahntechnische Werkstatt, die dann am 5. Dezember 1933 ihren offiziellen Eintrag ins Handwerksregister erhielt. Bis 1976 wirkte der Betriebsgründer in seiner Werkstatt, bevor er sich dann aus Altersgründen zurückzog.
Auf ihn folgte sein Sohn Thomas Breest als Nachfolger, der aufgrund der Veränderungen im Handwerk, bei der Technik, dem Material und den Verarbeitungsweisen viele Herausforderungen für seine Firma zu meistern hatte. Auch noch im Ruhestand war er (bis zu seinem Tode in diesem Jahr) aus alter Berufsverbundenheit immer mal wieder gern in der Firma, die seit Jahren von seiner Tochter Christiane Jauch (geborene Breest) als direkte Nachfahrin des Firmengründers geführt wird. Ihr Unternehmen befindet sich nun schon gut 20 Jahre in der Geschwister-Scholl-Straße 7. Vorher hatte man bereits einige Umzüge absolviert. So befand sich das Labor in der Hügelstraße und später auch in der Westbahnhofstraße.
Geblieben sind über die 85 Jahre aber sind zwei wesentliche Dinge: erstens die manuell aufwendige Handwerksarbeit für jeden Zahnersatz, für jede Krone, Teilkrone, Brücke, Prothese und Teilprothese. „Bei uns gibt es nur individuelle Handarbeiten, nichts aus der Kiste“, betont Christiane Jauch, die das kleine Unternehmen mit derzeit sieben Mitarbeitern, darunter auch einer Auszubildenden, seit elf Jahren führt. Es ist ein klassischer Handwerksbetrieb in der Lichtstadt Jena, der über die vielen Jahrzehnte immer im Familienbesitz geblieben ist – heute in dritter Generation erfolgreich geführt wird. Deshalb verwundert es kaum, dass sich die Enkelin des Firmengründers heute auch im Vorstand der Innung für ihr Handwerk einsetzt.
Gestern konnte sie gemeinsam mit ihrer Mutter auf eine erstaunliche Firmengeschichte zurück blicken, letztere auch mit einer Portion Erstaunen, dass das Familienunternehmen auch die 40 DDR-Jahre überlebt hat. „Es gab damals nur zwei private Zahntechnik-Werkstätten in Jena und immer wieder mal kam die Angst, dass die Verstaatlichung kommen würde. Doch scheinbar hat man sich nicht an uns herangewagt, weil wir sehr wichtig waren für die Versorgung der Bürger mit Zahnersatz“, so Frau Breest. Zugleich sei die damalige Zeit auch für ihren verstorbenen Gatten nicht ganz einfach gewesen, denn wie viele andere Handwerksbetriebe hatte man öfter mit Materialsorgen zu kämpfen.
Das hat sich inzwischen alles geändert. Moderne Technik hat in der Geschwister-Scholl-Straße 7 Einzug gehalten, zum Beispiel das computergesteuerte Fräsen von Halterungen für den Zahnersatz. Da kommt es auf Mikrometer Genauigkeit an, wie Jens Jauch, Ehemann der Inhaberin, sagt, der am Bildschirm sicher die Zahnhalterung ausfräst. Und auch an den anderen Arbeitsplätzen der Firma ist Präzision vonnöten, wenn die oft kleinen Teile für den Zahnersatz aufgebaut, zurechtgeschliffen, farblich dem jeweiligen Zahnbestand des Patienten angepasst und gebrannt werden. Alles muss genau für den Mund des Patienten aufgearbeitet werden. Eine enge Zusammenarbeit mit den Zahnarzt-Praxen ist da Voraussetzung, wie Christiane Jauch unterstreicht. Und manches Mal habe man sogar Patienten in der Werkstatt, um alles ganz genau individuell passend zu machen.
Die Kooperation mit den Zahnärzten und den guten Kontakt zu Patienten will man bei Breest auch weiter fortsetzen und blickte anlässlich des 85-jährigen Firmenjubiläums ganz optimistisch in die Zukunft, auch weiterhin mit guter Qualität in aller oder zumindest in vieler Munde zu bleiben. Gestern war in Jena-Ost der amtierende Bürgermeister und Dezernent für Finanzen, Sicherheit und Ordnung, Benjamin Koppe (CDU), unter den vielen Gratulanten und überbrachte der Firma und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die besten Glückwünsche der Stadt Jena nebst einem Lexikon der Stadtgeschichte. Auch die Handwerksinnung, Ortsteilbürgermeisterin Rosa Maria Haschke und viele Zahnärzte schlossen sich an.
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