„Hey, hier kommt Alex“: ESA-Astronaut Gerst ist mit seiner Crew wieder sicher zur Erde zurückgekehrt

20.12.18 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, START, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKommentare deaktiviert für „Hey, hier kommt Alex“: ESA-Astronaut Gerst ist mit seiner Crew wieder sicher zur Erde zurückgekehrt

Gerst, Aunon-Chancellor und Prokopjew bereiten sich langsam auf ihre Rückkehr zur Erde vor. – Foto © ESA NASA Roskosmos

(Bernhard Doepfer) – Humor hat er, der deutsche Astronaut und diesjährige Kommandant der Internationalen Raumstaton ISS, Dr. Alexander Gerst. Sein E-Mail-Postfach sendet seit Juni als automatische Antwort: „Ich bin gerade auf Dienstreise in der Erdumlaufbahn. Bitte versuchen Sie es freundlicherweise im Januar 2019 wieder.“

Heute früh gegen 02:40 Uhr (MEZ) dockte sein Sojus-Raumschiff von der ISS ab und um 06:03 Uhr (MEZ)  landeten Gerst und seine beiden Crew-Kollegen, der russische Kosmonaut Sergej Prokopjew und die US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor, sicher in der winterlichen Weite der zentralasiatischen Steppe bei Temperaturen von – 10 Grad Celsius.

Der 42-jährige Weltraumwissenschaftler, Spitzname „Astro Alex“, war am 6. Juni 2018 zu seinem zweiten ISS-Aufenthalt der „Mission 57 – Horizons“ gestartet (wir berichteten). Am 03. Oktober übernahm er dann als erster Deutscher das Kommando über die Internationals Raumstation. Am 11. Oktober kam es schließlich zu einem Startabbruch mit anschließender Notlandung für die Nachfolge-Crew der ISS, wobei die beiden Raumfahrer, Astronaut Hague und Owtschinin, unverletzt blieben.

Bittere Konsequenz für Gerst: nach dem Fehlstart der Nachfolgecrew musste er lange auf personelle Verstärkung warten, Experimente mussten verschoben werden und auch die beiden Außeneinsätze im Weltall, für die „Astro Alex“ lange und intensiv trainiert hatte, fielen aus. Zudem konnte man aus Zeitgründen technische Probleme beim Roboter „Cimon“ und dem Tierbeobachtungsprojekt „Icarus“ nicht lösen, denn zeitweise hatten „Die Drei auf der ISS“ buchstäblich alle Hände voll zu tun, um die Raumstation am Laufen zu halten. Trotzdem: „Wir haben gute Resultate eingefahren. Das andere können wir nachholen“, wie Missionsleiter Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt berichtete.

Astro_Alex ist wieder sicher auf der Erde zurück. – Bildrechte: Roskosmos

Das Abdocken und die Rückkehr zur Erde mit der Sojus-Raumkapsel war auch diesmal kein Selbstläufer, gilt sie doch gilt als technisch anspruchsvoll. Nach dem Abkoppeln von der ISS rast die Kapsel zunächst ungebremst mit rund 28.000 Stundenkilometern in die Erdatmosphäre, die Luftreibung erzeugt dabei Temperaturen von etwa 2500 Grad. Gewaltige Kräfte pressten Geophysiker Gerst und seine beiden Mitrückkehrer, die 197 Tage im All waren, in die Sitze. „Man kann kaum atmen, weil einem die Zunge so stark an den Gaumen gedrückt wird“, beschrieb Gerst 2014 in seinen Buch „166 Tage im All“ den Rückflug von seiner ersten ISS-Mission.

Nachdem die Bergungsmannschaft die Kapsel, die laut der russischen Weltraumbehörde Roskosmos aufrecht stehend aufsetzte, erreicht hatte, zeigte sich, dass die Weltraumneulinge, die US-Astronautin Auñón-Chancellor und Kosmonaut Sergej Prokopjew (Gerst war bereits vor vier Jahren zum ersten Mal längere zeit im All) durchaus ihre Probleme mit den Strapazen der Landung hatten. Geschafft, aber glücklich wirkte Sergej Prokopjew auf den Live-TV-Bildern, saß lange Zeit in einer Art Ruhesessel, bevor er in den Hubschrauber gebracht wurde. Die NASA-Astronautin traf es härten; sie musste sich nach dem Verlassen der Kapsel übergeben und wurde von Ärzten versorget, konnte dann aber schnell schon wieder lachen.

Alexander Gerst bekommt einen Apfel gereicht. – Bildrechte: Roskosmos

Den fittesten Eindruck machte Alexander Gerst, der fast ohne Hilfe aus der Sojus-Kapsel kletterte, sich danach cool auf deren Rand setzte, den Helm abnahm, eine Mütze aufsetzte und fröhlich in die Runde winkte – ganz so, als sei er eben „nur“ von einer Bergtour zurückgekehrt. Noch am heutigen Donnerstag wird der 42-Jährige mit einer Sondermaschine der ESA nach Deutschland zurückkehren und gegen 20.45 Uhr auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn landen. Anschließend soll es für ihn zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln gehen, über Weihnachten soll „Astro Alex“ bei der Familie feiern; danach stehen Regeneration und Rehabilitation im Europäischen Astronautenzentrum in Köln an.





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