„Da fehlen einem die Worte…“ – Es gibt tatsächlich in anderen Sprachen Bezeichnungen für Dinge oder Situationen, die die deutsche Sprache nicht kennt
(JEZT / JENAREPORTERIN JANA PRELLER) – Das „gesellige Beisammensein“ kennt man – nicht nur in Deutschland, sondern nahezu überall auf der Welt. Was aber ist mit dem gemütlichen Zusammenbleiben und der Konversation NACH dem Essen. So etwas nennen die Spanier „Sobremesa“, aber wir Deutsche haben dafür keine Worte, reden auch nach dem Essen immer noch vom „geselligen Beisammensein“. Am ehesten würde die spanische Kunst der Konversation nach dem Essen in Deutsch wohl der Ausdruck „Dessertrunde“ treffen.
Weniger gesellig geht es zwischen zwei Menschen zu, die sich nicht trauen, etwas zu unternehmen. Verstohlen werfen sie sich sehnsuchtsvolle Blicke zu, die eindeutig besagen, wie sehr sie sich gegenseitig begehren. Ganz offensichtlich zeigen sie sich mit ihren Blicken, dass sie sich wünschen, einer von beiden solle endlich aktiv werden: am besten natürlich der andere. Doch nichts tut sich. Sehen sie: auch so etwas kann man in der deutschen Sprache nicht mit einem Wort beschreiben. In Yagan (= Sprache der Ureinwohner von Feuerland) schon. Dort heißen diese vergeblichen Blicke „Mamihlapinatapai“.
In Afrika entstand einst die Menschheit und dort kann man auch subtiler vergeben und verzeihen (oder auch nicht) als im Teutonenland. Wenn eine Person, die zwei Mal jemandem verziehen hat, wenn sie durch diesen in ihrer Ehre verletzt wurde, beim dritten Mal jedoch nicht mehr bereit ist zu vergeben, so nennt man das, was sie macht in Bantu „IIunga“. Auch hierfür sucht man im Duden vergeblich nach einem gleichartigen Wort.
Über eine Frau, die von hinten besser aussieht als von vorne, sagte man früher zwischen Flensburg und Koblenz „Von hinten Lyzeum, vorn vorne Museum“. Aber auch das ist verblüht, denn welcher junge Mensch von heute weiß noch, dass ein Lyzeum einstmals eine höhere Schule für Mädchen war, sprich: ein Mädchengymnasium. In Japan braucht man für solche eine weibliche Person noch nicht einmal ein Sprichwort – sie heißt im Land der aufgehenden Sonne schlicht und einfach (und für alle Menschen verständlich) „Bakku-Shan“.
Doch zurück nach Europa. Dort macht man sich während des Tages gelegentlich Gedanken über Dinge, die bei uns nur ein müdes Kopfschütteln auslösen. So zum Beispiel in Skandinavien, wo man hin und wieder früh morgens aufsteht, um nach draußen zu gehen und lauscht, wann die ersten Vögel zu singen beginnen. In Schwedisch heißt diese Tätigkeit: „Gökotta“. Oder man schaut nach Italien,wo es durch aus einmal vorkommen kann, dass man sich über den „Culaccino“ unterhält. Was das ist? Nun, ganz einfach: „Culaccino“ ist der kreisrunde Kondensabruck, den ein kaltes Glas oder eine Flasche auf dem Tisch hinterlässt. Und in Frankreich gibt es einen eigenen Ausdruck für das Gegenteil von Schlagfertigkeit – sprich: die perfekte Antwort auf eine Sache fällt einem zwar ein, jedoch erst im Nachhinein. Sie heißt im Französischen „L‘esprit de l‘escalier“. Und im Großbritannien, wo man seither die Kunst des Smaltalks miteinander pflegt, muss natürlich auch die überaus peinliche Gesprächspause einen Namen haben, die im Gespräch entsteht, weil einem der Name des Gegenübers nicht einfällt. Das, was da passiert, wird kurz und ergreifend mit „To tartle“ umschrieben.
Doch zum Abschluss noch einmal weg von den Ländern der alten Welt. Das kennen sie auch und es scheint ja durchaus ein weltweites Phänomen zu sein: Nachbarn oder Bekannte leihen sich Bücher, CDs, Filme oder den Rasenmäher aus und geben sie einfach nicht mehr zurück. Leider hat man auch hierfür im Deutschen keinen speziellen Ausdruck. Anders im Rapanui, dies ist ein ostpolynesischer Dialekt. Dort nennt man das Ausleihen und nicht mehr zurückgeben von DIngen (also das aktive Aneignen von fremden Besitztümern) „Tingo“.
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