Teamintegrierte ITS-Psychologen: Patienten werden in Krisen intensiv psychologisch betreut
(ukj/boe) – Dr. Teresa Deffner schaut in die elektronischen Patientenakten der Intensivstation am Universitätsklinikum Jena (UKJ): Ein Patient nach Herzinfarkt, eine Patientin mit Lungenembolie – und ein Patient mit einem hohen Querschnitt nach einem schweren Unfall. Das ist ein Fall für die erfahrene Psychologin. Seit 2013 gehört sie zum Team der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Jenaer Uniklinikum, um Patienten, ihre Angehörigen und ihre Kollegen auf der ITS in besonderen Krisensituationen beizustehen.
Neben den Unikliniken in Rostock, Leipzig, Aachen und Köln hat das UKJ als eine von nur fünf Kliniken deutschlandweit Psychologen fest in das Team der Intensivstationen integriert. Die im Mai gegründete Sektion „Psychologische Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) will das nun ändern. Als Sektionssprecherin setzt sich Dr. Deffner dafür ein, die psychologische Betreuung auf Intensivstationen deutschlandweit zu verbessern.
Ob nach einem Autounfall, beim plötzlichen Tod eines Kindes oder während einer laufenden Reanimation: Dr. Deffner und ihre Kollegin Diplom-Psychologin Katherina Wicklein gehen aktiv auf die Patienten und ihre Angehörigen bei den unterschiedlichsten Krisen zu und begleiten sie während des gesamten Aufenthaltes auf der Station. „Die Zeit auf der ITS kann sehr belastend sein und wirft viele Fragen bei den Patienten und ihren Familien auf. Wir nehmen uns Zeit zum Zuhören und Erklären“, so Dr. Deffner. „Damit entlasten wir unsere ärztlichen und pflegerischen Kollegen, auch emotional.“ Neben den Erwachsenen-Intensivstationen betreuen die beiden Psychologinnen auch die Kinder-Intensivstation und die Neonatologie am UKJ. In der Neonatologie unterstützen sie dabei die Psychologin Dr. Judith Rothaug.
Um derartige Strukturen in vielen Kliniken in Deutschland aufzubauen und bestehende Konzepte zu verbessern, arbeiten etwa 30 Mitglieder der DIVI – unter anderem ITS-Psychologen, Mediziner und Wissenschaftler – seit Mai 2019 in der Sektion „Psychologische Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin“ zusammen. Ihr Ziel: Die psychologische Betreuung fest in die Arbeit auf Intensivstationen zu integrieren. „In anderen stationären Bereichen wie der Onkologie oder Palliativmedizin gibt es bereits ganzheitliche Konzepte, die auch die psychologische Versorgung der Patienten einbeziehen. Das wollen wir auch für die ITS erreichen“, sagt die Psychologin. Dazu will die Sektion unter anderem die Aufgabenbereiche und Standards der psychologischen Arbeit genau definieren. Ein eigenes Curriculum für psychosoziale Berufsgruppen auf Intensivstationen soll außerdem bei der Aus- und Weiterbildung helfen.
Denn: Standard ist diese Art von psychologischer Betreuung nur auf den wenigsten Intensivstationen in Deutschland. Das zeigt auch eine Umfrage der DIVI mit mehr als 200 Teilnehmern. 80 Prozent der Befragten bestätigen den sehr hohen Bedarf an psychologisch geschulten Mitarbeitern auf Intensivstationen – um Patienten und Angehörige zu betreuen, aber auch um Kollegen zu unterstützen. Gleichzeitig steht eine solche Betreuung bei den meisten Teilnehmern nicht oder nur in geringem Umfang zur Verfügung.
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