„Bulgarien: viel mehr als nur ein Urlaubsland“ – FSU-Slawistik-Team zeigt in neuem Buch die Vielfalt des Balkanstaats
(Till Bayer) – Bulgarien ist auch in diesem Sommer ein beliebtes Reiseziel der Deutschen. Besonders viele Touristen zieht es an die Schwarzmeerküste, wo sie am Goldstrand die Seele baumeln lassen. Doch das Land auf dem Balkan hat viel mehr zu bieten als Sonne, Sand und Meer. Das wird deutlich, wenn man das „Handbuch Bulgarien“ aufschlägt, das Prof. Dr. Thede Kahl und Dr. Gergana Börger von der Friedrich-Schiller-Universität Jena mitherausgegeben haben. Für das knapp 440-seitige Werk haben sie mehr als 20 Beiträge von renommierten Bulgarienkundigen gesammelt, die verschiedene Aspekte des Landes in großer Bandbreite beleuchten. Darunter finden sich Arbeiten zur Entwicklung der Sprache, zur landestypischen Architektur und zur Rezeption der bulgarischen Literatur in Deutschland.
„Mit dem Handbuch wollen wir einerseits die bisherige Bulgarienforschung ergänzen und weiterführen“, erklärt der Südosteuropa-Spezialist Thede Kahl. „Zum anderen möchten wir Interesse für ein Land wecken, über das leider viel zu selten berichtet wird.“ Dies treffe selbst auf die Ernennung der bulgarischen Großstadt Plovdiv zu Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2019 zu. Von dieser Auszeichnung hätten nur wenige Menschen außerhalb Bulgariens etwas mitbekommen, obwohl die Stadt jede Menge Attraktionen biete. So sei Plovdiv das wohl am besten erhaltene Beispiel für eine südosteuropäische Handelsstadt, in der über die Jahrhunderte Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenleben.
Das Aufeinandertreffen von Kulturen ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Texte des neuen Handbuchs zieht, beginnend mit dem einleitenden Beitrag, der Geografie und Geschichte betrachtet. Denn Bulgarien verfügt über eine besondere räumliche Lage an der „Nahtstelle zweier Erdteile“, nämlich Europa und Asien. Daher haben im Lauf der Geschichte verschiedene Völker, Kulturen und Religionen ihre Spuren im Land hinterlassen. Zunächst die Thraker, die Griechen und die Römer. Im Spätmittelalter besetzte dann das Osmanische Reich die Region und herrschte fast 500 Jahre lang bis zur Unabhängigkeitserklärung im späten 19. Jahrhundert.
Auch anhand der weiteren Beiträge zeigt sich, dass Bulgarien einen anderen Weg einschlug als die Länder Westeuropas. Ob in der Sprache, der Architektur, dem Theater oder der traditionsreichen Folklore des Landes: Überall tauchen griechische, türkische und russische Einflüsse auf. Letztere gehen auf die Zeit des Kommunismus nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, als Bulgarien eine besonders enge Bindung an Moskau pflegte. Besonders seit dem EU-Beitritt im Jahr 2007 spielt auch das übrige Europa eine immer größere Rolle. Dieses breite Spektrum an kulturellen Einflüssen trägt Thede Kahl zufolge dazu bei, dass „Bulgarien ein buntes Land ist, in dem sich jeder wohlfühlen kann und mit dem wir uns mehr beschäftigen sollten.“
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