„Open Source Software auf Behörden-PCs“: Die Stadt München erwägt eine Rückkehr zu Microsoft-Programmen – Wird auch Jena folgen?
(JEZT / SPON) – Etwa vor einem Jahrzehnt wandte sich die Stadt München vom amerikanischen Software-Giganten Microsoft ab und das fand weltweit Beachtung. Damals beschloss der Stadtrat der Bayerischen Landeshauptstadt die Umstellung der Rathaus-Computer auf das freie Betriebssystem Linux und zudem den Wechsel bei der Anwendersoftware von Microsoft-Produkten zum Open-Source-Programm „Open Office“ von SunSystems (Heute: Oracle). Nun wird in München aber die Wiedereinführung von Microsoft-Produkten geprüft, wie der SPIEGEL auf seiner Onlineseite berichtet.
Der damalige Hauptgrund für die Münchner Stadtverwaltung, den Software-Giganten abblitzen zu lassen, sorgte auch in Übersee für Gesprächsstoff: Als weltweit erste Millionenstadt wollte München bei etwa 14.000 städtischen Computern Millionensummen sparen, weil man die Microsoft Lizenzen zu teuer fand. Das Projekt hatte Vorbildfunktion (u.a. schloss sich später auch unsere Stadtverwaltung an und entschied sich für eine Umrüstung auf OpenOffice), die Umstellung für sich verschlang jedoch ebenfalls viele Millionen Euro. Doch jetzt, wo sich das Ganze finanziell zu rechnen beginnt, könnte für die städtischen Mitarbeiter an der Isar ein erneuter Systemwechsel anstehen und zwar wieder zurück zu Microsoft.
Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte der neue Zweite Bürgermeister von München, Josef Schmid, vor Kurzem: „Wenn die Experten eine Rückkehr zu Microsoft empfehlen, dann ist das für mich nicht ausgeschlossen“. Die Gründe hierfür lägen, so Schmid, in andauernden Beschwerden unzufriedener Nutzern. „Egal in welches Referat ich komme, überall kriege ich bestätigt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darunter leiden“, sagte der CDU Vize-Bürgermeister. Allerdings fand Münchens OB Dieter Reiter Schmidts Aussagen offenbar nicht sehr hilfreich, denn seit dem Zeitungsinterview ist es still geworden um das Thema und Josef Schmid will sich, wie SPIEGEL.Online schreibt, auf Anfrage nicht mehr dazu äußern. Fakt sei jedoch, so das Nachrichtenmagazin, dass die Prüfung laufe und nicht nur Microsoft mit Spannung auf das Ergebnis wartet.
Andere Städte sind dagegen offenbar mit der Entscheidung, weg von Microsoft, nicht unzufrieden, wie SPIEGEL.Online berichtet. So kann man z.B. auf der Webseite der Stadt Schwäbisch Hall lesen, sie sei der Überzeugung, dass offene Systeme deutliche Vorteile haben. „Die Stadtverwaltung wird auch weiterhin auf Open Source setzen“, so die Stadt, die genau zwischen Stuttgart und Nürnberg liegt, und weiter schreibt man: Open Source Software bedeute Quellenoffenheit und heiße für Schwäbisch-Hall, dass Computerprogramme frei verändert werden könnten. Allerdings sagte Firmensprecher Thomas Mickeleit, dass es bei Microsoft durchaus Zeichen gebe, wieder zu dem Softwaregiganten zu wechseln. „Die Liste derjenigen, die zu Microsoft zurückgekehrt sind, ist länger als die der Umsteiger“, so der Firmensprecher gegenüber SPIEGEL.Online.
In Jena wiederum ist der Weg nicht völlig einheitlich: während die komplette Stadtverwaltung und der Eigenbetrieb Kommunale Immobilien Jena auf Apache OpenOffice schwört (welches aber seit Ende 2012 offiziell nicht mehr weiterentwickelt wird ) sowie u.a. das inzwischen kostenlose Microsoft Betriebssystem XP nutzt (dessen Sicherheitsaktualisierung bezüglich Angriffe durch Schadprogramme nur noch bis Juli 2015 erfolgt), arbeitet man beim größten städtischen Eigenbetrieb Kommunalservice Jena wie seit Jahren weiterhin mit den aktuellen Microsoft Betriebssystemen in Kombination mit dem Microsoft Office-Paket Outlook / Word / Excel / PowerPoint und ist offensichtlich – trotz der Lizenzkosten – mit dieser Lösug zufrieden.
Zurück zur Isar-Metropole, denn dort könnte die laufende Prüfung hinsichtlich der Effizienz von Open Source Software, auch ganz andere Gründe haben, wie das Nachrichtenmagazin SPIEGEL.Online aufzeigt: Heute ist in München feierliche Grundsteinlegung für die neue Deutschland-Zentrale von Microsoft. Der bisherigen Sitz in Unterschleißheim wird durch den amerikanischen Software-Hersteller aufgegeben und man verschafft so der Landeshauptstadt ein weiteres Aushängeschild als Wirtschaftsmetropole.
Nach Fertigstellung des Gebäudekomplexes im Jahre 2016 sollen in München etwa 1.900 Microsoft Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hochmoderne Arbeitsplätze haben. Einen Zusammenhang des Firmenumzugs mit der möglichen Kehrtwende im Rathaus, so versicherten sowohl die Stadt München als auch der Microsoft Firmensprecher dem SPIEGEL, gebe es aber nicht.
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