Stadtrats-Grüne irritieren mit Forderung zum Stopp des Stadionneubaus
(Wolfgang Wolf) – Die Entscheidungen des Jenaer Stadtrats zum Bau eines neuen Fußballstadions an der Stelle des jetzigen Ernst-Abbe-Sportfelds sind bereits mehrere Jahre alt und wurden seinerzeit auch mit den Stimmen der Bündnis-Grünen im Jenaer Stadtrat gefasst.
Was folgte war die Aufstellung eines B-Plans, die Beantragung von Födermitteln, die Finanzierung der Infrastruktur über die Wirtschaftspläne der städt. Eigenbetriebe KIJ und KSJ, die Unterzeichnung von Verträgen mit Vereinen, vor Kurzem erst der Beginn des Baus der Südzufahrt für das Stadion an der Stadtrodaer Straße. Auch die Ausschreibung für einen Investor ist inzwischen abgeschlossen und am Mittwoch soll dazu im Jenaer Stadtrat eine Entscheidung getroffen werden.
Doch nach Beendigung ihrer Koalition mit SPD und CDU stellten sich die Grünen im Jenaer Stadtrat erstmals gegen ihre eigenen (Mit)Entscheidungen zum Gesamtprojekt – erst noch mahnend, doch inzwischen mit Vehemenz. Aktuell erklären sie, es brauche „einen Umbau, aber nicht das große Hochglanzstadion“, wie Fraktionschef Heiko Knopf gegenüber der Mediengruppe Thüringen erklärte. Die Summe von 50 Millionen Euro sei (Zitat) „zu teuer sowohl für den Klub als auch für die Stadt“, sagte Knopf und möchte zum Toresschluss das Ganze „eine Nummer kleiner“. Seine Stadtratskollegin Frau Dr. Margret Franz spricht gar in der Lokalpresse von 60 Millionen Kosten „im schlimmsten Fall. Das sind die Zahlen, die uns erschrecken.“
Allerdings waren solche Zahlen lange bekannt, als auch die Grünen unter ihrem Stadtentwicklungsdezernenten Denis Peisker seinerzeit für das Projekt votierten und es in den Folgejahren nicht verhinderten. Nun soll während der Stadtratssitzung am nächsten Mittwoch mit der Vergabe des Projekts an einen Investor die Planungsphase abgeschlossen werden. Das jedoch passt den Grünen so nicht. Vor allem, dass aufgrund der Richtlinien für öffentliche Stadtratssitzungen die Investorenentscheidung nicht-öffentlich fallen soll, dann jedoch erst die Aussprache zur Großen Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen zu den „Haushaltsauswirkungen durch den Umbau des Ernst-Abbe-Sportfelds“ folgen wird. Wohlgemerkt: dies ist eine Aussprache und kein Beschluss.
Jenas OB Dr. Thomas Nitzsche (FDP) verteidigte auf Nachfrage der Lokalpresse den Entscheid des Hauptausschusses, zuerst die Vergabe des Projekts an einen Investor, dann erst die Aussprache durchzuführen. Er selbst, erklärte Nitzsche, habe vorgeschlagen, die nichtöffentliche Investoren-Vergabe erst nach der Aussprache zur Grünen-Anfrage durchzuführen, sei jedoch am Einwand aller anderen nicht-grünen Ratsfraktionen gescheitert, da die Entscheidung ob und wie das neue Stadion gebaut wird, bereits lange entschieden sei.
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