„Fußballherz, was willst du mehr?“: Der FC Carl Zeiss siegt nach Elfmeterkrimi im Thüringenpokal mit 9:8
(JEZT / FCC) – Titelverteidiger FC Carl Zeiss Jena gewann gestern das Viertelfinale des KÖSTRITZER Landespokals 2014/2015 gegen den Spitzenreiter der Regionalliga Nordost FSV Wacker 90 Nordhausen mit 9:8 nach Elfmeterschießen (1:0, 1:2, 0:0, 7:6) und zog damit ins Halbfinale ein. Nachdem die jenaer bereits 2:0 führten kam Nordhausen durch einen umstrittenen Foulelfmeter wieder ins Spiel und in der Nachspielzeit zum Ausgleich.
Der Gast aus Nordhausen begann mit dem Selbstvertrauen des Spitzenreiters der Regionalliga Nordost im Rücken und nahm von Anpfiff an das Heft des Handelns in die Hand. Der in der Liga mit 7 Treffern erfolgreichste Torschütze Manuel Farrona-Pulido schnappte sich den Ball im Mittelfeld und ließ gleich mehrere Gegenspieler aussteigen. Über einen Doppelpass mit Martin Hauswald spielte er sich in guter Position frei. Den Schuss aus 14 Metern konnte Raphael Koczor im Tor des FCC entschärfen (7.). Auf der Gegenseite nahm sich René Eckardt zweieinhalb Minuten später ein Herz und zieht aus 22 Metern ab. Sein Schuss wurde noch leicht abgefälscht, so dass der ehemalige Jenaer Patrick Siefkes im Tor des FSV Wacker keine Abwehrchance besaß.
Die erfolgsverwöhnten Nordthüringer versuchten umgehend wieder mit dem schnellen Umschaltspiel zu eigenen Torchancen zu kommen. Es entwickelte sich ein packender Pokalfight mit vielen Zweikämpfen, die gerade von den Nordhäusern nicht immer fair geführt wurden und am Ende ganze sieben gelbe Karten gegen den FSV Wacker waren Beleg für die teilweise überharte Gangart. Im Anschluss an eine Flanke von Kevin Schulze ergab sich für den FSV die letzte Torchance vor dem Seitenwechsel, die Sören Eismann verhinderte, indem er per Kopf vor dem aufgerückten Matthias Peßolat zum Eckball klärte (34.). Bis zur Pause ergaben sich hüben wie drüben keine weiteren echten Torchancen. Der FCC störte früh und verteidigte die Führung beherzt.
Zu Beginn der 2. Halbzeit brachte Karsten Hutwelker den nach Zehenbruch wiedergenesenen Tom Geißler für Vitalij Lux in die Partie. Im Anschluss an einen Einwurf auf der linken Seite lupfte Jakub Wiezik den Ball vom linken Fünfmetereck über Siefkes hinweg in Richtung Wacker-Gehäuse. Der Ball sprang an die Querlatte und wurde im Anschluss von einem Nordhäuser Spieler unglücklich ins eigene Tor befördert – 2:0 (52.).
Alles sah danach aus, als ob dem FCC diese Führung zum Sieg in diesem wichtigen Pokalspiel reichen würden, aber acht Minuten vor dem Ende der Partie drang Nordhausens Lasse Schlüter über die linke Seite in den Jenaer Strafraum ein und kommt kurz nach der Begrenzung zu Fall. Eine Berührung mit Sören Eismann lag offensichtlich nicht vor und dennoch entschied der alles andere als souverän wirkende Unparteiische aus Eisenach auf Elfmeter für Wacker Nordhausen. Mannschaftskapitän Nils Pfingsten-Reddig ließ sich die Möglichkeit nicht nehmen und vollendete halbhoch ins rechte Eck. Raphael Koczor ahnte zwar die Ecke und hatte dennoch keine Chance, den Ball zu erreichen (83.).
Der FCC kämpfte, ackerte und biss und er setzte immer wieder Nadelstiche in der Offensive. Die Chance zum vorentscheidenden 3:1 bot sich Jakub Wiezik nach 87 Minuten, als er stark gegen Matthias Peßolat nachsetzte, der den Ball vertändelte. Jakub Wiezik hatte kurz vor der Strafraumkante die Schusschance, brachte das Spielgerät aber nicht an Patrick Siefkes vorbei, der weit aus seinem Tor heraus geeilt war. Wenige Sekunden nachdem der Schiedsrichter 3 Minuten Nachspielzeit anzeigte, landete der Ball beim eingewechselten Tino Semmer. Das Spielgerät springt einmal auf, dann zieht der ehemalige Erfurter aus 25 Metern mit links direkt ab. Die Kugel dreht sich direkt rechts neben den linken Pfosten ins Toreck unseres FCC. Raphael Koczor bleibt wie versteinert stehen und hat keinerlei Abwehrchance. Wenig später pfiff der Schiedsrichter die reguläre Spielzeit ab und schickte beide Mannschaften in zweimal 15 Minuten Verlängerung.
Der FCC schwor sich im Kreis auf die zusätzliche halbe Stunde ein und versuchte in der Folgezeit alles, um zu einem dritten Treffer zu kommen. Doch Fabian Raithel fehlte nach Anspiel vom Maxim Banaskiewicz eine Fußlänge (116.). Auf der Gegenseite stand Martin Hauswald nach einem Eckstoß von der rechten Seite im Abseits (117.). Am Ende blieb es auch nach 120 Minuten beim 2:2 und es kam zum Elfmeterschießen. Jenas Schlussmann Raphael Koczor und sein Gegenüber Patrick Siefkes standen fortan im Mittelpunkt. Koczor verschwand noch einmal kurz in der Kabine, um unbelastet in den Showdown gehen zu können.
Hier das Protokoll: Jena beginnt in Person von Tom Geißler. Siefkes ist in der richtigen Ecke und hält den Ball … allerdings nicht fest und dadurch kullert die Kugel hinter die Torlinie. Glück für den FCC. Peßolat glich für Nordhausen sicher zum 3:3 aus.
Banaskiewicz machte es souveräner als Tom Geißler und versenkte die Kugel sicher im rechten Eck. Lasse Schlüter tat es Banaskiewicz gleich und traf ebenfalls sicher flach rechts.
André Schmidt brachte den FCC mit 5:4 in Front, doch Tino Semmer glich aus. Jakub „Kuba“ Wiezik blieb eiskalt und vollendete ebenso wie Pfinsten-Reddig – 6:6. Marius Grösch brachte den FCC auf 7:6 in Front und Maik Georgi in Zugzwang. Doch der Nordhäuser blieb cool und vollendete als letzter der ersten fünf Spieler jeder Mannschaften ebenfalls – 7:7.
Als sechster Jenaer Schütze schnappte sich der Jenaer Torhüter Raphael Koczor den Ball und traf sicher zum 8:7. Hauswald glich aus und Florian Giebel blieb ebenfalls cool – 9:8. Als siebter Schütze und kurz danach tragischer Held der Nordhäuser trat Jenas Ex-Torhüter Patrick Siefkes an. Er wurde vom Jenaer Publikum aufgrund seines Fouls gegen René Eckardt ausgepfiffen und vergab. Halbhoch ins linke Eck aus Schützensicht schickte er die Kugel. Raphael Koczor roch den Braten und hielt den Ball. Was folgte war phrenetischer Jubel der FCC-Fans über den Sieg gegen den Tabellenführer der Regionalliga Nordost und dem damit verbundenen Einzug in das Halbfinale des KÖSTRITZER Landespokals.
Nahezu perfekt wurde der Fußballwahnsinn im Ernst-Abbe-Sportfeld, als bekannt wurde, dass es im Halbfinale nicht zum Derby mit dem RWE und damit zu einer Neuauflage des letztjährigen Endspiels kommen kann. Der Grun: die Erfurter verloren beim FC Einheit Rudolstadt überraschend mit 0:1. – „Jena siegt, Vieselbach fliegt!“ – Fußballherz, was willst du mehr?
FCC-Trainer Karsten Hutweler: „Ich glaube wirklich, das war heute den ganzen Nachmittag Gänsehautfeeling pur, auch für uns Trainer. Auch riesen Lob an meine Mannschaft, die alles, aber auch wirklich alles abgerufen hat. Pierre Becken liegt hinten auf der Bank mit Schüttelfrost, der musste sofort eine Infusion bekommen. Die Jungs haben heute wirklich alles rausgehauen. Ich muss ganz ehrlich sagen: Heute eine Stellungnahme zu diesem Spiel abzugeben liegt mir fern, weil ich glaube, der Gewinner ist in allererster Linie der Fußballfan. Im Elfmeterschießen ist nun einmal Glück der größte Faktor. Dieses war heute auf unserer Seite. Wir haben genügend Möglichkeiten, auch das 3:1 zu machen. Es haben sich zwei tolle Mannschaften duelliert. Im Pokal ist es leider so, dass eine Mannschaft weiterkommt und die andere rausfliegt. Wir dürfen im Pokal überwintern und davon träumen, dass wir den Pokal verteidigen. Das ist sicherlich eines unserer Ziele diese Saison. Wir werden uns ab Montag wieder auf den Alltag, nämlich die Regionalliga Nordost vorbereiten. Da wartet das nächste schwere Spiel für uns in Bautzen. Aber heute haben die Jungs sich wirklich mal ein riesen Kompliment und riesen Applaus verdient.“
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